• Liebe, wie war dir, als durch heimlich Dunkel
    Jüngst mein gürtender Arm dich führte, bebend
         Trug die holde Bebende, – ach! die leichte,
              Sanfteste Bürde?

    5 Sausender bließ der Wind, und rollte schwirrend
    Dir das blonde Gelock vom Schwanennacken;
         Mit der Liebe Hauchen umwehte mich sein
              Duftend Geringel.

    Liebe...

  • [116]

    An Meister Cino von Pistoja.

    Ich hatte, glaubt’ ich, ganz mich abgewandt
    Von Reimen, Cino, wie sie Euch entfließen.
    Zu andrem Pfad muß füglich sich entschließen
    Mein Schifflein, das so fern schon ist dem Strand.

    5 Doch, weil Ihr oft mir selber habt bekannt,
    Jedwedes Häkchen könn’ Euch an sich schließen,
    So will ich etwas noch und...

  • Sie hatte mich herzinnig lieb, ich weiß,
    Wie wendig Mädchen ihren Liebsten haben.
    Mein ist die Schuld, ich hab' mit blindem Fleiß
    Mein eigen Glück getödtet und begraben.

    Nicht daß ich sie gequält mit Eifersucht,
    Mit Stolz und Aehnlichem, was Uebel stiftet:
    Aus süßem Samen wuchs die herbe Frucht,...

  • Es kommt aus West am Maientag
    Schmelzend ein Hauch gezogen;
    Von frischem Laub ist grün der Hag,
    Der Grabesstaub verflogen.
    Wir brauchen der Blumen nicht länger zu warten:
    Die Mutterlieb' in Lilienpracht
    Und die Rose der Sinne ist glühend entfacht;
    All Leben erwacht
    In der Liebe sonnigem...

  •  
    Ich brenne / Sylvia / ach aber ohne schuld!
    Denn du hast mich entzündet.
    Jedennoch leid ich mit gedult
    Den schaden / den mein herz empfindet.
    Ich weiß es allzuwohl / daß du es hast gethan /
    Doch klag ich / schönste / dich bey keinem richter an.
    ...

  • Epigramma

    O Pfand/ O edles Pfandt/ daß vormahls hat umbringet
    Die schönste Fingerlein/ der/ die mein Hertz bezwinget/
    Biß wilkomm/ tausendmahl/ nun solt du meine Hand
    Auch zieren/ weil du bist der Liebsten Trew ein Pfand.

    Ach was beginn...

  • XXV.

    Kind/ ist denn der grosse Zorn
    nicht einmal bey dir verrauschet?
    hab ich denn den scharffen Dorn/
    stat der Rosen/ mir getauschet?
    Ist denn meine Gnade hin?
    Hat die Liebe denn ein Ende?
    So muß ich den krancken Sinn
    liefern in des Todes Hände.

    Rette/...

  • Tausendfache Schmeichelnamen
    Fand der Liebe Sorglichkeit,
    Machte Euch zum Wunderrahmen
    Jeder Wunderseligkeit;
    Nennt Euch Sterne, Meere, Blumen,
    Diamanten, Sonnenstrahl -
    Sinnet Euch zum Liebesruhme
    Zarte Bilder sonder Zahl.

    Augen! wie soll ich Euch nennen?
    All' der...

  • Stille, nur stille mein Herz!
    Ist eine Zeit gewesen,
    Da war die Welt so farbenhell!
    Da konntest vom Schmerz du genesen.
    Da schritten die Tage wie Riesen schnell.
    Ueber die Klippen und Höhen des Lebens. -
    Da waren die Nächte so sternenhell! -
    All das Erinnern vergebens, vergebens!
    Stille, nur...

  •    
    Bringt mich dein süßer blick, o Flavia! ums leben,
    Was würde nicht ein kuß von deinem munde thun?
    Doch schweig, du tummer mund, und laß den kummer ruhn!
    Sie lacht ja deiner blöden schlüsse:
    Es hat dann keine noth.
    Drum schweig, und setze küß' auf küsse....