XXV.
Kind/ ist denn der grosse Zorn
nicht einmal bey dir verrauschet?
hab ich denn den scharffen Dorn/
stat der Rosen/ mir getauschet?
Ist denn meine Gnade hin?
Hat die Liebe denn ein Ende?
So muß ich den krancken Sinn
liefern in des Todes Hände.
Rette/ weil die gute Zeit/
noch zuretten/ Anlas giebet.
wer recht auff Beständigkeit/
und aus treuem Hertzen liebet/
Der kan sich nicht bilden ein/
daß er voller Ungenade
mit so einem Felsen-Stein
seine Geister überlade.
Wenn der göldne Rosen-Mund
mein verdunckelt Angesicht
nicht so tief biß auf den Grund/
mit so schwerem Urtheil richt/
ach! so wolt ich bald von dir
einen solchen Abschied nehmen/
und die überschöne Zier/
durch mein Aussen-seyn beschämen.
Aber/ Lieb/ ich kan es nicht
über meine Seele bringen/
das nun erst die Demant-Pflicht
solt aus ihrem Golde springen.
Mein Hertz bleibet/ wie vorhin/
leer am Wancken/ voll an Treue/
wie ich vor gewesen bin/
bin ich ietzund auch aufs neue.
Laß dein freundlichs Sauer-sehn/
nur nach deines Muths belieben/
zweyfach auf mein Hertze gehn/
mich beständig aus zuüben/
ich will leiden/ was ich soll/
Schönste! nur ümb deinet willen/
daß mich der gesetzte Zoll
wird mit Reichthum überfüllen.
O/ wie wol ist der daran/
der der Liebsten Zorn und Hassen
mit Gedult ertragen kan/
alles Unglück auf zu fassen!
was ihm Freude bringet/ kränckt/
was ihn kräncket/ bringet Freuden
So/ das er zuletzt nicht denckt
an das alte Thun und Leiden.
Unterdessen bleib ich dir
doch mit aller Gunst gewogen/
ob du mir gleich deine Zier/
durch ein Traurig-seyn/ entzogen.
Ja/ dein eigen bleib ich fort.
Weil mein Leben Athem spüret
solstu seyn allein der Port/
der mich wol zu Lande führet.