Tausendfache Schmeichelnamen
Fand der Liebe Sorglichkeit,
Machte Euch zum Wunderrahmen
Jeder Wunderseligkeit;
Nennt Euch Sterne, Meere, Blumen,
Diamanten, Sonnenstrahl -
Sinnet Euch zum Liebesruhme
Zarte Bilder sonder Zahl.
Augen! wie soll ich Euch nennen?
All' der Bilder reiche Pracht
Will mein Herz nicht anerkennen,
Keines ward Euch gleich erdacht.
Wohl und Weh, und Qual und Frieden,
Himmelsglück und Erdenlust,
Könnt Ihr strahlend mir gebieten,
Wecken sie in tiefster Brust? -
Dennoch wird es nie gelingen,
Nicht in Wort- und Farbenpracht
Diesen Zauber zu besingen -
Zauber wird nie klar gedacht!
Ueber jedes Glück der Erden,
Ueber jeden Lebenslaut,
Muß der Zauber sich bewähren,
Der den Augen anvertraut.
Und was jenes uns mag bieten,
Ob es schön und herrlich sei,
Nennt es Sterne, nennt es Blüthen:
Liebeszauber bleibet neu;
Mahlt's in tausendfachen Zügen
Jeden Morgen spielend hin:
Nimmer wird ein Wort genügen -
Unaussprechlich bleibt sein Sinn. (S. 65)