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    Die Mondnacht hüllt mit feierlichem Schweigen
    In ihren Silberschleier Flur und Hain,
    Und tausend Elfen schlingen zart und klein
    Um Gräser ihren bunten Zauberreigen.

    Ein grüner Baum mit seinen Blüthenzweigen
    Schaut süß durchschauert in die Nacht...

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    Eh' ich den Schmerz gekannt, sang ich von Schmerzen,
    So still die Brust und doch so ahnungsschwer:
    Da barg der Kummer sich in meinem Herzen;
    - Ich singe nicht von meinen Schmerzen mehr!

    Eh' Lieb ich kannte, sang ich wohl von Lieben,
    Das Herz so...

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    Ich grüße dich, du Schönster unter Schönen,
    Ich grüße dich in deinen Feierhallen!
    Umringt von deinen jubelnden Vasallen,
    Will ich, dich preisend, meinem Drange fröhnen.

    Du lachst in Blüthen und du sprichst in Tönen,
    Dein Seufzen ist Gesang der...

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    In den Straßen, welch' ein Wogen!
    Wohin drängt das Volk in Eile?
    Aus der Fremde hergezogen
    Tanzen Gaukler auf dem Seile.

    Wie die kühnen Sprünge glücken!
    Bravo! schallt's aus jedem Munde,
    Und gefüllt mit blanken Stücken
    Kreis...

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    Kennst du dies hohe, himmlische Empfinden,
    Den Geistergruß aus unsichtbarer Welt?
    Die Seligkeit, der alle Gränzen schwinden,
    Die Lust, die Menschen neben Götter stellt?
    Den süßen Schmerz, das hoffnungsvolle Bangen,
    Die still gepflegte, liebgewordne Pein,...

  •   (Morgenroth und Abendroth)
    Eine esthnische Volkssage, bearbeitet nach einer Mittheilung des
    Herrn Dr. Fr. Faehlmann
     
    Eine kurze Wonnezeit, die lieder- und blumenreiche der kürzesten Nächte, entschädigt die...

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    Lieb' ist die Sonne, das Herz ist die Rose,
    Die noch umknospet von schützendem Moose
    Schlief
    Ruhig und tief,
    Bis in das Leben ein Lichtstrahl sie rief.

    Lieb' ist ein Stern und das Herz ist die Welle,
    D'rin er sich spiegelt mit...

  • Der Bergbach schäumt und braust und tost hinab;
    Er führt des Hochgebirges Trümmerhauf
    Mit sich zu Thal in raschem Siegeslauf.
    An seinem Rand gelagert ich mich hab';
    Im Tannenschatten, in der kühlen Luft,
    Die reich durchtränkt von Harz und Moosesduft,
    Wacht mir der Geist zu neuer Sehnsucht auf.
    ...

  • Hell lacht herab des Himmels lichte Bläue;
    Da steigt aus der Erinn'rung Schattenreich
    Vor meinem Geist herauf ein Augenpaar,

    Ganz Licht und Glanz, ganz Liebe, Güte, Treue,
    Wie Frauenauge seelenvoll und weich,
    Wie Kinderblick so unschuldsvoll und klar!

    Des Liebsten Auge! Süßer, sel'ger...

  • Schon weht ein frischer Herbstwind übers Land,
    Das hundertfarb'ge Laub sinkt von den Bäumen -
    Und dennoch wagt mein Herz vom Lenz zu träumen,
    Von einem Lenz, wie's keinen noch gekannt?

    Des Winterschlafes harrt schon die Natur,
    Und ich fühl' Sommerglut, seh' Frühlingsblüten!
    O möchte Gott mir diesen...