• I.

    I.
    Ich las "Ihr" meine Gedichte vor,
    Denn ich war ein armer einfältiger Tor. -
    "Sie" - hat nur den Nachbar angesehn,
    Dann stotterte sie verlegen: "Sehr ... schön ..."

    II.
    Ich las "Ihr" meine Gedichte vor ...
    "Sie" lieh nur dem Nachbar ihr willig Ohr,
    Der raunte von einem...

  • Wenn zwischen uns der Zweifel schleicht,
    Zerwürfnis droht, Betrübnis droht,
    daß jedes in der eignen Not
    einsames Dickicht totwund weicht;

    wenn keiner auf des andern Wort
    des Herzens Schlag mehr hören mag,
    mein Blick will fort, dein Blick will fort,
    schon dämmert blaß ein Jüngster Tag;...

  • In diesen Tagen, da ich ohne dich soll sein,
    reift soviel Zärtlichkeit und wartet dein,
    und meine Liebe leuchtet wie ein Glas voll Wein,
    das dir den Willkommtrunk kredenzen will
    und dich an meines Gartens Grenzen still
    begrüßen und ganz ohne Worte sagen:
    "Kehr' wieder, bitte, bei mir ein
    und laß von...

  • Dein Haar hat Lieder, die ich liebe,
    und sanfte Abende am Meer -
    O glückte mir die Welt! O bliebe
    mein Tag nicht stets unselig leer!

    So kann ich nichts, als matt verlegen
    vertrösten oder wehe tun,
    und von den wundersamsten Wegen
    bleibt mir der Staub nur auf den Schuhn.
    ...

  • Ich litt und weinte mir die Augen blind
    und bettelte: "Du! Laß mich bei Dir bleiben!" -
    Ans Fenster gegenüber kam ein Kind
    und malte seltsam Zeichen an die Scheiben.

    Im Nebenzimmer tappte jemand zag
    und hüstelte und rückte mit den Stühlen.
    Ich fiel vor Dich wie welkes Laub und lag
    entseelt,...

  • Man muß sehr gütig zu den Frauen sein,
    denn immer sind sie es, die Nachsicht mit uns haben:
    sie dämmen ihre Sehnsüchte für uns ein,
    sie versagen sich Reichtum und Lächeln von schönen Knaben.

    Sie verschreiben sich bedingungslos unsrer Pein,
    sie lassen sich mit uns in Einsamkeiten vergraben
    und büßen...

  • Der Liebe Lied erlöst mich nun nicht mehr:
    als läge Nebel über meinen Schritten,
    wird mir aus Tag und Abend Wiederkehr
    der ewig ungestillten Kinderbitten.

    Der Liebe Leid erhebt mich jetzt nicht mehr:
    als sei die Schwinge meines Werks zerschnitten,
    bleib ich am Boden, schwach und unmutsschwer,...

  • Wie Du sänftigst meiner Seele Stürme,
    läßt den Abgrund meiner Nerven blühn,
    führst mein Dunkles auf die Morgen-Türme,
    wo die Wälder weit zu Gott verglühn,

    wie Du meine schwersten Wochen leidest,
    und Dich opferst für mein Auferstehn,
    Dich von allem, was Dich schön macht, scheidest,
    wenn es...

  • Wenn ich nicht fühle, daß mein Werk vor dir besteht,
    wenn deines Herzens Kühle meinen Weg umweht,
    wenn alles, was ich sage, dir zuwider scheint,
    und jede Klage, die in meinen Liedern weint,
    vor dir belanglos bleibt und eine Störung mehr,
    mein Kahn ganz klanglos treibt in der Empörung Meer
    von deinem Strande fern, o...

  • Laß mich die Ängste rasch zusammenraffen,
    die herbstlich welk des Herzens Weg verdecken:
    kann ich der Liebe keine Flügel schaffen,
    muß vor dem Wunder sich mein Stern verstecken.

    Es brennt der Dornbusch der Verzweiflung heller,
    und höher schwebt der Adler der Umnachtung.
    Dein Lächeln ist ein listiger...