Max Herrmann-Neiße

  • Oft ist es mir, als zöge deine Hand
    Mich plötzlich bettelschüchtern am Gewand.

    Ich aber muß verstockt so weiter schreiten
    Und meine Augen über Pöbel breiten.

    Ich bin in Stuben, die voll Qual und Qualm -
    ...

  • Ich folge deinen Füßen bis
    In jede Furcht und Finsternis!

    Deine Hände machen mich weinen,
    Sie sind die jungen Schwestern der meinen.
    Sie leuchten über meinem Pfade
    Als Sterne einer großen Gnade.
    Sie...

  • Ich aber bin der Kleinsten Einer
    Und der Geringste unter ihnen,
    Und bin nicht wert, dir scheu zu dienen,
    Denn so verscheucht, als ich, ist keiner,
    Und jeder hat in seinen Mienen
    Doch noch ein: Keuscher Ich und Reiner!...

  • "Unglücklich kannst du mich nicht mehr
    und nicht mehr glücklich machen!"
    Dein strenger Ausspruch schmerzt mich sehr
    und läßt mich nachts erwachen.
    Dann denke ich dem allen nach,
    was dich verbittern sollte,
    was Arges...

  • O könnt' ich dir den Gram ersparen,
    von jedem Kummer dich befrein,
    in allen Nöten und Gefahren
    dir Tröster und Beschützer sein,
    dein Herz mit frischem Mut beleben,
    und dir ein sichres Obdach baun,
    was dein einst war,...

  • Bist du bedroht, so bin ich selbst verloren,
    dann weiß ich erst, wie uns die Liebe eint;
    hat sich das Schicksal wider dich verschworen,
    so hat es mein Verderben auch gemeint.
    Nah beieinander standen die Gestirne,
    die dich und...

  • Wir wollen näher aneinander rücken,
    Noch näher .. so! nun gib mir Deine Hand!
    Sahst Du im Sonnenstrahl den Tanz der Mücken,
    Bis ihnen, allzu schnell, die Sonne schwand ...
    Mich fröstelt noch - auch meines, Deines Lebens
    Tänzelnde...

  • Laß mich noch einmal die Liebe erleben,
    die meine welkenden Jahre verjüngt,
    daß wir uns wieder dem Schwärmen ergeben,
    einer im andern sich zärtlich verjüngt,
    daß wir den Frühling im Blut uns erwecken,
    uns verwandeln im...

  • Dich zu kennen! Was Dein Bildnis gibt,
    ist ein schwaches, wandelbares Spiel:
    jeder sieht Dich anders, der Dich liebt.
    Wenig gab ich Dir, Du gibst mir viel.
    Dich zu nennen! Was Dein Name hält,
    ist ein blasser, flüchtiger Begriff,...

  • Wenn Du mir fehlst, fehlt mir ein ganzes Leben:
    doch bist Du bei mir, mach ich Dir Verdruß.
    Wie sollst Du das Versäumte mir vergeben,
    ist alles immer nur ein Abschiedskuß?

    Wie sollst Du meiner treuen Liebe trauen,
    ...