I.
Ich las "Ihr" meine Gedichte vor,
Denn ich war ein armer einfältiger Tor. -
"Sie" - hat nur den Nachbar angesehn,
Dann stotterte sie verlegen: "Sehr ... schön ..."
II.
Ich las "Ihr" meine Gedichte vor ...
"Sie" lieh nur dem Nachbar ihr willig Ohr,
Der raunte von einem Himmelbett ...
Da wurde sie rot und zirpte: "Sehr ... nett ..."
III.
Ich las "Ihr" meine Gedichte vor,
Von dem Mädchen, das ich zum Lieb' erkor,
und - wie mich das Mädchen betrogen,
und wie mir die Liebe gelogen ...
IV.
Und daß ich ein kranker, gebrochener Mann,
und daß ich nun nicht mehr lachen kann,
nur klagen und trauern und weinen -
Das wollt "Ihr" so komisch scheinen.
V.
Und als ich tobte in wildem Schmerz -
Da hielt sie das für 'nen guten Scherz,
und flötet zum Nachbar: "Das wußt' ich,
wenn der kommt, wird's immer so lustig ..."
VI.
Da hab ich mein Büchlein zugemacht,
Doch "Sie" hat immer nur lauter gelacht,
Dann bat "Sie": "Ach, lesen Sie weiter,
ich war ja noch nie so heiter ..."
(Band 1 S. 28-29)
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