• Die Schiffende.

    Sie schwebt daher! Am kleinen Kahne steigen
    Die Wellen sanft empor;
    Am Ufer rings in blühenden Gesträuchen
    Erwacht der Vögel Chor.
    5      Du Blüthenbaum, geuß deine süßen Düfte
    Durch deiner Wipfel Grün,
    Und traget sie, ihr lauen Abendlüfte,
    Zu meiner Lieblingin.
         Führt sanft sie hin auf euren blauen Pfaden...

  • [46]
             Die Schleebeeren.

                 An Julie.

                 (1781.)

    Freudeduftend im Lenz,
    Blühtet ihr, Beeren, so hold!
    Lächelnd flocht ich da Kränze für dich,
    Wand sie tändelnd ins...

  • Die Schmetterlinge.

          Schweb’ her von deinem Blumenhügel,
    Du flatternde Sylphidenschaar!
    Entfalte deine Schimmerflügel,
    Enthülle deiner Farben Spiegel,
    5 Und stelle deine Reize dar!

          Beginne du den Reihn, Aurore,
    Du frühgebohrnes Maienkind,
    O du, die schönste von dem Chore,
    Das mit der blüthenreichen Hore
    10 Des...

  • [46] Die Schwatzhaftigkeit.

    So schweig doch, kleine Schwätzerin!
    Hast du noch stets etwas zu sagen?
    Und immer noch etwas zu fragen?
    Die Zeit fliegt, wie ein Vogel hin.

    5 Bringt dir das Gestrige...

  • [4]
               Die Schwester und die Nymphe der Garonne[1].

         Die Schwester.

         Nymphe des goldenen Stroms[2], verlasse die schäumende Urne...

  •      Die Schwestern des Schicksals.

         Nenne nicht das Schicksal grausam;
    Nenne seinen Schluß nicht Neid:
    Sein Gesetz ist ewge Wahrheit,
    Seine Güte Götterklarheit,
    5 Seine Macht Nothwendigkeit.

         Blick’ umher o Freund und siehe,
    Sorgsam wie der Weise sieht.
    Was vergehen muß, vergehet:
    Was bestehen kann, bestehet:
    10...

  • [137] Die Sicherheit in der Flucht.

    Mein Thyrsis, dürft ich dir doch sagen,
    Warum ich dich so schüchtern flieh!
    Du würdest nicht voll Wehmuth klagen,
    Nur hassen könnt ich, lieben nie.
    5 Ach...

  •            Die Sieben Hügel.

                         (1793.)

    (Mit einer Komposition von Hrn. Kapellmeister Schulze).

         Auf grüner grüner Heide
         Stehn sieben Hügelein.
    Es flüstern Wind’ im schaurigem Thal,
    Es tanzen Elfen auf mondlichem Stral.
    5      Singt, Mädlein, auf grüner Heide,
         Singt: Leide! Leide! Leide!

         Im...

  • [19] Die Sinngedichte an den Leser

    Wer wird nicht einen Klopstock loben?
    Doch wird ihn jeder lesen? – Nein.
    Wir wollen weniger erhoben
    Und fleißiger gelesen sein.

  • In ein gewißes Haus kam einmal eine Spinne,
    Und hub allda zu spinnen an,
    Und sprach zum Seidenwurm: „Sieh da, was ich beginne!
    „Ein Beytrag stünde mir von dir nicht übel an.“ –
    5 Der Seidenwurm ließ sonder Zwang
    Sich sogleich dazu willig finden,
    Und fängt wohl an, ihr ellenlang=
    Gedrehte Fäden einzusenden;
    Die legt sie dann in ihr Gemächt...