• Mein Lieb, bin ich ein See fürwahr,
    Groß, tief und sturmgehügelt,
    Sei Du die Sonne, die sich klar
    Auf stiller Fluth ihm spiegelt.

    Bin ich die Muschel, die da ruht
    Vom Meerschlamm trüb umfeuchtet,
    Sei Du der Perle reine Gluth,
    Die ihr im Herzen leuchtet.

    Bin ich die...

  • Dunkel stand ich und allein
    In des Lebens Wildniß,
    Da als Sonne brach herein
    Mir Dein liebes Bildniß.

    Köstlich ist's, wenn Herzen ganz
    Sich in Lieb' umflechten;
    Du bist jetzt mein Frühlingsglanz
    In den Winternächten.

    Wünsch' drum, daß dies kleine Lied
    Dir...

  • Frühling, duftig und schön,
    Leuchtete über den Höh'n,
    Da in schwellendem Moose
    Ward geboren die Rose.

    Sommer in strahlender Glut
    Trieb zum Herzen das Blut;
    Mit wie süßem Gekose
    Liebte ich da meine Rose!

    Bald zu kühl für den Duft
    Wurde die irdische Luft;...

  • Vom Morgen zum Abend, vom Tag bis zur Nacht,
    Ich habe an eines, an Dich nur gedacht.
    Gedanken sind müde, das Auge fällt zu:
    Nun gönne, o Liebe, im Schlummer mir Ruh'!

    Vom Westen gen Osten, von Süden nach Nord,
    Dich suchend, ich wanderte ruhelos fort.
    Der Stab ist gebrochen, mein Herz wohl dazu:...

  • O stirb noch nicht, Du meine treue Liebe,
    Der ich von je die Seele ganz geweiht!
    Damit ein Engel noch der Erde bliebe,
    Der Blumen mir in manche Dornen streut;
    Verlisch mir nicht, Du meines Lebens Licht!
    O stirb noch nicht!

    O stirb noch nicht, o Du mein fester Glaube:
    Daß Einer bleibt, wenn...

  • In dunkler Nacht
    Bin ich der Jugend Pfade einst gegangen;
    Irrlichter viel umhüpften und umschlangen
    Mit wirrem Spiel des Thales glatten Steg,
    Und keine Leuchte schien auf meinen Weg.
    Da schlug in's Herz durch irre Einsamkeiten
    Der Rettungsruf mir wie aus Himmelsweiten:
    In dunkler Nacht
    Die...

  • Wie mich erfaßt mit heil'ger Macht
    Meeresstille in dunkler Nacht!
    Leiser und leiser gehen die Wellen,
    Einzelne Sterne den Himmel erhellen;
    Ungefährdet vom Felsenriff,
    Ziehen wir sicher auf schwankem Schiff.

    Woher die Stille? woher der Friede? -
    Das Meer und das Herz sind sturmesmüde!...

  • Einmal noch im Abendstrahle
    Wollt' ich auf dem Berge stehn,
    Einmal noch zum grünen Thale
    Meinem Lieb entgegensehn.

    Ha, wie ich sie da erblickte!
    Wie sie leis und linde kam,
    Weinend an das Herz mich drückte
    Und auf ewig Abschied nahm! -

    Aus dem Schlaf hat mich...

  • Im reichen Erdenschooße
    Ruht still das Gold,
    Lautlos in Meerestiefe
    Die Perle hold.

    Himmlische Sterne schweigen
    In Ewigkeit -
    Verstummet meine Lieder
    In Seligkeit.

    Aus: Das Baltische Dichterbuch
    Eine Auswahl...

  • Ich reite durch des Waldes Graus,
    Rings öde, dunkle Nacht!
    Es streicht mein Roß wie Flammen aus,
    Vom Sporne wild gemacht.

    Das wilde Roß, das ist mein Herz,
    Der Sporn die Liebe heiß;
    Es ist die Welt voll Nacht und Schmerz
    Des Waldes öder Kreis.

    Tritt in den Weg mir,...