Ruhelos

Vom Morgen zum Abend, vom Tag bis zur Nacht,
Ich habe an eines, an Dich nur gedacht.
Gedanken sind müde, das Auge fällt zu:
Nun gönne, o Liebe, im Schlummer mir Ruh'!

Vom Westen gen Osten, von Süden nach Nord,
Dich suchend, ich wanderte ruhelos fort.
Der Stab ist gebrochen, mein Herz wohl dazu:
Wann gönnst Du, o Liebe, im Grabe mir Ruh'?

Aus: Dichterstimmen aus Baltischen Landen
Herausgegeben von Eugen Richter
Leipzig August Neumanns Verlag 1885

Collection: 
1895

More from Poet

  • Das erste Veilchen duftig,
    So fromm und frühlingsrein,
    Wollt' länger leben und siehe!
    Dein Auge muß es sein.

    Des Sommers glühende Rose
    Wollt' auch nicht sterben bald;
    Nun lebt sie auf Deiner Wange,
    Von...

  • Wo ein blaues Flämmchen spielt
    Nächtlich über'm Grund,
    Thut es den verborg'nen Schatz
    In der Tiefe kund.

    Blaue Flamme licht und rein
    Dir im Auge lebt:
    Glücklich, wer den tiefen Schatz
    Deiner Liebe hebt...

  • Ich reite durch des Waldes Graus,
    Rings öde, dunkle Nacht!
    Es streicht mein Roß wie Flammen aus,
    Vom Sporne wild gemacht.

    Das wilde Roß, das ist mein Herz,
    Der Sporn die Liebe heiß;
    Es ist die Welt voll Nacht und...

  • Im reichen Erdenschooße
    Ruht still das Gold,
    Lautlos in Meerestiefe
    Die Perle hold.

    Himmlische Sterne schweigen
    In Ewigkeit -
    Verstummet meine Lieder
    In Seligkeit.

    Aus: Das Baltische...

  • Einmal noch im Abendstrahle
    Wollt' ich auf dem Berge stehn,
    Einmal noch zum grünen Thale
    Meinem Lieb entgegensehn.

    Ha, wie ich sie da erblickte!
    Wie sie leis und linde kam,
    Weinend an das Herz mich drückte...