• - - Das also ist der Liebe Tod? -
    Den hatt' ich mir ganz anders vorgestellt:
    Ich dachte mir, die ganze Welt
    Müßt öde sein und kalt vor Gram und Not. -

    Ich dachte an zerrauftes Haar,
    An Tränenströme ohne Ende,
    An Augen starr und sonderbar,
    An wütende, verkrampfte Hände
    ...

  • Herbstlaub tanzet gelb im Wind, -
    Wandrer ziehn in Nebelschleiern
    Dahin, wo die Toten sind.
    Darum will auch ich nun feiern.

    Rosen stell ich vor mich hin,
    Und ein Liedchen spiel ich leise, -
    Ach, du ferne Sängerin,
    Es war deine Lieblingsweise!

    Unsres Glückes letzter...

  • Hätt' mich nicht die Not getrieben,
    Wär' ein Engel mein geblieben!

    Wär' das Sterben nicht so feige,
    Tranken wir des Glückes Neige!

    Forderte uns nicht das Leben,
    Hätt's uns keine Not gegeben!

    Sollt' ein Gott im Himmel wohnen,
    Wird das Leben dich verschonen,...

  • O küsse mich! - und immer, immer wieder
    Erquicke mich mit deiner Liebe süßem Trank!
    Dann sinken meine müden Augenlider,
    Und durch mein ganzes Wesen zieht es sehnsuchtskrank.

    Dann schau ich ferne, blaue Bergeshöhen
    In einem unerreichten, wunderbaren Land,
    Und dunkle Märchenwälder sehe ich vor mir...

  • Poesie am Kaffeetisch,
    Weh, ward heut gefordert,
    Und zu manchem schnellen Vers
    Wurde ich beordert.

    Reimte, wie ichs grade fand.
    Wenig wollt es taugen:
    Auf die Feder schauten mir
    Lachend Frauenaugen!

    Und der Frühlingsgott dabei
    Saß auf einem Aste,...

  • V

    Das grell und rote Licht der glühen Drähte
    Wob keinen Traum. Die Sünden glänzten schillernd
    Um Mund und nackten Hals. Enttäuschung, Durste
    Und Rausch von Macht und Spähen listiger Pfade,
    Da bloßes Schwert die geraden all besetzt hielt,
    Hatten in voller Schale nah dem Herzen
    Zu Giften sich gemischt. Zischelnder...

  • VI

    Der Abend flog schon nieder in die Täler.
    Des Tages Gold und Glut starb ohne Trauer
    In blaß Umdämmern hin. Wir ruhten schweigend,
    Mein Haupt in deinem Schoß.

    Als dann der ersten Sterne Blau erwachte,
    Ward dir ein neu Gesicht aus frommen Küssen.
    Nannt ich dich Mutter? Nanntest du mich Kind?
    ...

  • VII

    Weißt du: ich möchte meine grausigen Fieber löschen
    In andren Welten;
    Daß doch die Leiden und schwarzen Gestirne all
    Am Lichte zerschellten!
    Aber die Riegel sind fest und aus den Nähen all
    Starren die Kälten.

    Ahnst du: ich schaue aus Herz und Geist stets
    Zum blauen Äther;
    Ich...

  • IX

    Die zarte Knospe schwankte im Mondschein.
    Da rollte Sonne auf. Nun sprang der Kelch
    Der Glut entgegen, und es kochten Säfte
    Und strömte Duft. Als Abend niederkam,
    Umfing in Winden eine andre Zartheit
    Reifer und tiefer glückliches Gewächs.
    (Band 1 S. 382)
    ...

  • X

    Die stürmischen Bahnen
    Hast du beruhigt,
    Wolke, Wolke
    Hüllst du segnend den Zerrissenen -
    Die zuckenden Pfade
    Tauchst du in Milde,
    Wolke, Wolke
    Birgst du die Verklärung.
    Auf silbrigem Flaum
    Gleitet die Sonne,
    Und
    Lichtschwer
    Sinkst du ins...