Das grell und rote Licht der glühen Drähte
Wob keinen Traum. Die Sünden glänzten schillernd
Um Mund und nackten Hals. Enttäuschung, Durste
Und Rausch von Macht und Spähen listiger Pfade,
Da bloßes Schwert die geraden all besetzt hielt,
Hatten in voller Schale nah dem Herzen
Zu Giften sich gemischt. Zischelnder Spiegel.
Beredte Lockung. Stirn und Braue aber
Kannten des Feuers und der Sehnsucht Weihen.
Krankheit ist Unrecht und Betrug am Leben.
So sprach der Jüngling. Aufhob er die Schale
Voll Gift und Wunde. Und er leert sie lachend!
Julianus
Apostata zerschnitt einst warmen Leib
Der Frau und forschte in den Eingeweiden,
Im Krampf des Herzens und im Dampf der Därme
Nach seinem Schicksal. Andern Tages starb er.
Christus,
Der Welterlöser heißt, war Sohn der Jungfrau,
Weihte die Jungfrau und starb hin jungfräulich.
Nietzsche -
Dionysos verkündete vom Felsen
Sich selbst als Einsamen und sang der Keuschheit,
Selber vom Weibe krank. Er starb im Irrsinn.
Das Mädchen war mir schön in ihrer Sehnsucht.
Ihr Antlitz war Gebet. Nachthaar umsäumte
Die Blässe, und mit tausend Sternen säumte
Nacht alles Haar.
Er sprach bei sich - sie ahnte dies vielleicht
An Atems Zittern und an wilderem
Schwung seiner Küsse -: Born und Wunsch und Wiege,
Ich tauche tief in dich. Sieh zu! Sieh zu!
Mein Wesen sinkt in deines schwer und selig,
Wie Nächte sinken in des Abends Traum.
(Band 1 S. 380)
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