• Früh' in des Lebens Lenz weiht' ich mich deinen Freuden,
    Und lauschte deinem Reitz, du heilige Natur!
    Wie herrlich glänzte da der Schmelz beblümter Heiden!
    Wie lieblich dufteten mir Wald und Wiesenflur!
    Wie fühlt' ich, angeblinkt vom Stral der Abendsonne,
    In deinem Heiligthum des jungen Daseyns Wonne!

    ...

  • Begeistre mich, o Freundin Philomele,
    Durch deiner Lieder tief gefühlten Klang!
    Durch deine Seufzer! Stimm' auch meine Seele
    Zu wehmuthsvoller Zärtlichkeit Gesang!

    Schon floh der Mai, der Schöpfer süsser Lieder;
    Doch scharf und kalt war seines Odems Hauch,
    Die Blüthe sank vom Sturm entblättert nieder,...

  • An meinen Vater


    Wenn der Herbst, in feierlicher Wonne,
    Auf dem Fittig leiser Lüfte schwebt,
    Und das Gold der hellen Mittagssonne
    Durch der Bäume lichtre Schatten bebt;
    Wenn, dem Abend ähnlich, kühl und...

  • Geröthet von der Sonne letzten Blicken,
    Lag Gottes Welt in stiller Feier da;
    Der Landschaft Reitz goss heiliges Entzücken
    Mir in den Geist, der nie sie schöner sah.

    Der Saaten Grün am sanftgeschwellten Hügel
    War von des Abends Golde mild beglänzt;
    Der See, des blauen Aethers reiner Spiegel,
    ...

  • Bereite dich, Erde, zu festlicher Feier!
    Der Freudenerwecker eilt wieder herbei!
    Er schwebt in den Wolken, im rosigen Schleier,
    Der Blumenerschaffer, der liebliche Mai!
    Aus himmlischem Glanze
    Erhob er, beim Tanze
    Der Horen, sein Haupt,
    Die wallenden Locken
    Von duftenden Glocken
    ...

  • Ich ging spazieren
    Im Nebelgrauen
    Des Wintermorgens,
    Und wieder lenkten
    Sich meine Schritte
    Nach ihrem Hause.

    Ich war schon häufig
    Zur gleichen Stunde
    Dahin gewandert.
    Schon das ist Wohlthat,
    Zu sehn die Mauern
    Die sie umschließen.
    ...

  • 1.
    Mit kalter Strenge wollt' ich heilen
    Mein Herz von dieser Leidenschaft;
    Ich sehe dich sie mit mir theilen
    Und fühle wanken meine Kraft.

    Ich hatte schon dein Bild vertrieben
    Aus meinem Sinn – es kam zurück.
    Ich darf es nicht, und muß dich lieben
    Und träumen vom versagten Glück...

  • Der Schmerz hat recht und nur im Schmerze
    Liegt was ihn tröstet, was ihn lindert.
    Nicht ewig können wir besitzen
    Doch ewig lieben ungehindert.

    Und wo wir ewig lieben müssen
    Und was wir hatten nie vergessen,
    Da wird der Schmerz verlornen Glückes
    Zum Dank daß wir es einst besessen....

  • Ich war, indem wir schieden,
    Noch immer unzufrieden
    Daß meine Lippen so gezagt.
    Ich hatte mir beim Kommen
    So Vieles vorgenommen –
    Das Beste ließ ich ungesagt.

    Doch wenn ich mich besinne
    Was Dir mein Herz gewinne,
    So ist es eben diese Kraft
    Die meine Gluthgedanken...

  • Ich sitz' in milder Sommernacht
    Im Garten ganz allein.
    Der Linde Grün in stiller Pracht
    Durchstrahlt der Mondenschein.
    Die Lüfte wiegen sanft und kühl
    Die Welt in stilles Wohlgefühl
    Und ich gedenke Dein.

    Das Wölkchen dort zerfließt wie Rauch,
    Läßt Sterne schon herein....