• [192]

    E Büebli lauft, es goht in Wald
    am Sunntig Nomittag;
    es chunnt in d’ Hürst und findet bald
    Erberi Schlag an Schlag;
    5 es günnt und ißt si halber z’tod,
    und denkt: „Das isch mi...

  • [115]      Der Knabe im Moor.

    O, schaurig ist’s, übers Moor zu gehn,
    Wenn es wimmelt vom Haiderauche,
    Sich wie Phantome die Dünste drehn
    Und die Ranke häkelt am Strauche,
    5 Unter...

  • [28] Der Kranich.

    Rauh ging der Wind, der Regen troff,
         Schon war ich naß und kalt;
    Ich macht’ auf einem Bauernhof
         Im Schutz des Zaunes halt.

    5 Mit abgestutzten Flügeln schritt
         Ein Kranich...

  • Nie kann die Liebe ganz ihr Wesen sagen,
         Und tief im Herzen glimmt die reinste Gluth.
         Sich zu enthüllen wär’ ihr höchstes Gut,
         Doch kann sie nie in lichte Flammen schlagen.

    5 Die Sprache kann das Heiligste nicht tragen,
         Kann nicht entschleyern, was im Herzen ruht,
         Doch treibt der Sehnsucht ungestümer Muth,
         Selbst...

  • Ein junger Lenz prangt auf der Flur umher,
         Ein reges Leben dringt aus allen Zweigen,
         In frohem Jubel seh’ ich Lerchen steigen
         Und bade mich in lauer Lüfte Meer.

    5 Zum Himmel schwingt der Geist sich hoch und hehr,
         Dem alle Wonnen sich vom Himmel neigen.
         Des Frühlings lachende Gestalten zeugen
         Ein schönes Seyn, von...

  • [20] Der Müller und der Bach.

              Der Müller.
    Wo ein treues Herze
    In Liebe vergeht.
    Da welken die Lilien
    5 Auf jedem Beet.

         Da muß in die Wolken
    Der Vollmond gehn,...

  • Jeder mensch – ist er wert es zu sein –
    Hat in sich eine gelbe natter
    Lauernd wie hinterm gatter
    Und sagt er: ja! sagt sie: nein!

    5 Willst du deine augen verlieren
    In nixen und fabeltieren
    So spricht sie: denk deiner pflicht!

    Zeugst du kinder · pflanzest stöcke ·
    Glättest verse oder marmorblöcke
    10 So spricht sie: lang lebst du...

  •      Brauset, Winde! schäume Meer!
    Mir im Herzen braust es mehr;
    Schlage, Unglückswetter, ein!
    Muth will trotzig oben sein.

    5      Schwillt die Fluth ins Himmelshaus,
    Keine Anker wirft er aus;
    Schmettern Blitze höllentief,
    Blickt sein freies Aug nicht schief.

  • [76] Der Mann im Mond.

    „Lueg, Müetterli, was isch im Mo’?“
    He, siehschs denn nit, e Ma!
    „Jo wegerli, i sieh ne scho.
    „Er het e Tschöpli a.“

    5      „Was tribt er denn die ganzi Nacht,
    „er rüehret io...

  • Freier mensch! das meer ist dir teuer allzeit ·
    Es ist dein Spiegel · das meer · du kannst dich beschauen
    In seiner wellen unendlichem rollendem grauen ·
    In deinem geist ist ein abgrund nicht minder weit.

    5 Gerne versenkest du dich tief in dein bild ·
    Ziehst es an dich mit auge und hand – deine sinne
    Halten manchmal im eigenen tosen inne
    Bei...