Der Lenz

Ein junger Lenz prangt auf der Flur umher,
     Ein reges Leben dringt aus allen Zweigen,
     In frohem Jubel seh’ ich Lerchen steigen
     Und bade mich in lauer Lüfte Meer.

Zum Himmel schwingt der Geist sich hoch und hehr,
     Dem alle Wonnen sich vom Himmel neigen.
     Des Frühlings lachende Gestalten zeugen
     Ein schönes Seyn, von jeder Sorge leer.

Bald aber senkt der Lenz sein Haupt darnieder,
     Nach Sommers Schwüle, nach des Herbstes Kraft,
     Erstarrt die Flur im Winter schauderhaft.

Dann kehr’ ich fröhlich in mein Innres wieder,
     Da lacht ein Lenz, erzeugt vom Gott der Lieder,
     Der ewig kräftig junge Blumen schafft.

Collection: 
1804

More from Poet

Boreas hatte getobt, mit ehernem Fittig gebrauset,
     Daß die Erde gebebt, daß sich die Völker entsetzt,
Aber ihn hörte nicht Natur, im Schlummer erstarret,
     Fester über sich zog sie nur die Decke von Eis.
Nicht der Gewalt wich sie, sie harrte des Rufes der...

Sprich, du liebliche Freundinn, wer wieß dir die Pfade des Rechten,
     Die du freundlich und leicht wandelst mit sicherem Tritt?
„Geh’ ich die Pfade des Rechten? Ich weiß es nicht, aber es freut’ mich,
     Daß mein Walten und Thun recht dir und löblich erscheint.“...

Wenn ihr einst den Jüngling wieder sehet,
Oede Fluren, den mein Herz erkor,
O dann tritt der holde Lenz hervor,
Blumen sprießen, wo sein Odem wehet.
Rings umher
Suchet ihn mein Blick –
Ach, und er
Der Geliebte kehret nicht zurück.
     ...

Ist die Zeit auch leicht und flüchtig,
Mag sie kommen, mag sie gehn,
Wird doch das, was echt und tüchtig,
In der flüchtigen bestehn.
Sey’s ein Werk in Erz gegründet,
Sey’s ein Hauch, ein leichter Schall;
Immer blitzt es, trifft und zündet,
Wirkt...

     Hört die überweisen Dummen,
Wie sie maulen, wie sie brummen:
Holdes Lied sey hohler Klang.
Dafür wird die Langeweile
Dem unsel’gen Volk zu Theile,
Mit Gesichtern ellenlang.

     Hört die überdummen Weisen
Feines Spintisiren preisen,...