• Ich sehne mich nach einer Traumgestalt,
    Nach einem unberührten, keuschen Wesen,
    Das noch im Buch der Sünde nicht gelesen,
    Das Wollust nicht einmal im Geist umkrallt.

    In ihrer Seele müßte Mitleid wohnen
    Mit jedem Menschen und mit jedem Tier,
    Am allermeisten aber doch mit mir,
    In dem das Elend und die...

  • "Nur, wer sich selbst beherrscht, soll mich beherrschen!
    Der Liebe Meister, nicht der Sinne Knecht
    soll sich Gebieter meines Leibes rühmen,
    der Starke nur ist meinem Stolze recht!"
    — So sprachst Du bleich, und legtest Deinen Nacken
    tief in das Flechtwerk Deiner weißen Hände —
    "Bist Du bereit? — Soll diese Nacht...

  • Sanft strömt vom andern Ufer aus dem Wälderschweigen
    Über lichtbeglänzte Flut der Abend.
    Trunken schweift der Blick ins Weite,
    Steigt geöffnet in die wolkigen Gefilde,
    Taumelt in das grenzenlose Licht hinein -
    Und das Herz schwingt zitternd ein:
    Nur selig sein. (S...

  • Größer kein Herzeleid,
    Als in der Rosenzeit
    Einsam zu stehen,
    Lieber vor Traurigkeit
    Alternd vergehen,
    Als in der Rosenzeit
    Einsam sich sehen. (S. 26)
    _____

  • Sehnsucht - breite die Flügel aus,
    Trag' mich hinüber nach seinem Haus!

    Trankst ja mein Herzblut so manche Nacht,
    Wuchsest empor in blühender Pracht.

    Raunst und flüsterst nun Nacht und Tag,
    Jagst mir des Herzens fiebernden Schlag -

    Weckst mir des Jammers stürzende Flut,...

  •  
    Es schläft der Park und brodelt Mittagsträume,
    Die Schwäne ziehn, verstohlene Lüfte säuseln.
    Feuchtglänzend schimmern die Magnolienbäume,
    Indes die Pappeln silberhoch sich kräuseln.

    Mich lockt vom Beet die dunkelrote Rose,
    Die ihrer Schwestern hellen...

  • Ich denke dein,
    Immer denke ich dein.
    Menschen sprachen zu mir, doch ich achtet es nicht.
    Ich sah in des Abendhimmels tiefes Chinesenblau, daran
    der Mond als runde gelbe Laterne hing,
    Und sann einem anderen Monde, dem deinen, nach,
    Der dir glänzender Schild eines ionischen Helden vielleicht
    oder sanfter...

  • Der Abend kommt, der Wind durchstreift
    Das düstre Waldrevier.
    Ich schau ins Tal, so herbstlich still,
    Und sehne mich nach dir.

    Der Nebel wallt so grau und schwer,
    Er drückt die Höhen schier.
    Die Sonne rötet scheidend ihn, -
    Ich sehne mich nach dir!

    Wann war's, als du...

  • Sehnsucht ist der Wünsche Flug,
    Die der Seele schnellster Flügel
    Vorwärts über Tal und Hügel
    In das Land der Liebsten trug.

    An des Hauses Fensterlein
    Pochen sie mit leisem Schlagen:
    Liebchen, höre was wir sagen! -
    Aber niemand läßt sie ein.

    Und sie ziehen ihren Zug...

  • O schwiege doch die Sehnsucht still. -
    Wo will das hin, wie soll das enden?
    Den Frühling meiner Seele will
    Ich einem guten Menschen spenden. -
    O schwiege doch die Sehnsucht still.

    Mir ist's, als ob durch Frühlingsräume
    Ich einem Kinde rufen müßt':
    "Ich habe reiche Rosenträume,...