• An meinen ältesten Sohn, bey dem Preussischen Heere, zur Zeit des Ausmarsches 1790.

    Horch, Jüngling, du, den ich gebar!
    Wem gilt dies Kriegsgewühl?
    Gerüstet steht der Brennen Schaar
    Zum großen Trauerspiel.

    5 In ihrem Busen flammet Muth,
    Ihr Auge dräut den Tod. –
    Wohl, Jüngling, wohl! schon glüht dein Blut,
    Und färbt dein Antlitz roth....

  • [150]

    An meinen Sohn[1].

    Die Wogen schäumen und tosen am Strand,
         Schwach ist und klein der Kahn,
    Schwarz grollt das Meer, und am Himmelsrand
         Schon dunkelt des Sturmes Nahn.
    5 O komm mit mir, geliebter Sohn,
    Komm mit mir! ob die Wellen drohn
    Und die Winde heulen, wir müssen an Bord,
    Sonst...

  •      Aus meinen Thränen sprießen
    Viel blühende Blumen hervor,
    Und meine Seufzer werden
    Ein Nachtigallenchor.

    5      Und wenn du mich lieb hast, Kindchen,
    Schenk’ ich dir die Blumen all’,
    Und vor deinem Fenster soll klingen
    Das Lied der Nachtigall.

  •      Aus meinen großen Schmerzen
    Mach’ ich die kleinen Lieder;
    Die heben ihr klingend Gefieder
    Und flattern nach ihrem Herzen.

    5      Sie fanden den Weg zur Trauten,
    Doch kommen sie wieder und klagen,
    Und klagen, und wollen nicht sagen,
    Was sie im Herzen schauten.

  • Die verse widm ich dir wenn meinen namen
    Der zufall in die spätern zeiten bringt
    Und menschen abends dann zu sinnen zwingt
    Wie segel die vom sturm getrieben kamen:

    5 Dass dein gedächtnis dann – verwehte klänge! –
    Den leser quäle wie ein trommellied
    Und durch ein brüderlich und mystisch glied
    An meinen stolzen reimen dauernd hänge.

    ...

  • [123] Ich schmücke meinen Speer.

    O laßt mich einmal träumen
    Im wonniglichen Mai,
    Mich ruhn unter Blütenbäumen,
    Eh Mai und Lenz vorbei!

    5 Des Wasserfalles Rauschen,
    Der...

  • In meinen Tagesträumen,
    In meinem nächtlichen Wachen,
    Stets klingt mir in der Seele
    Dein allerliebstes Lachen.

    5 Denkst du noch Montmorençis,
    Wie du auf dem Esel rittest,
    Und von dem hohen Sattel
    Hinab in die Diesteln glittest?

    Der Esel blieb ruhig stehen,
    10 Fing an, die Disteln zu fressen –
    Dein allerliebstes Lachen...

  •      Nacht lag auf meinen Augen,
    Blei lag auf meinem Mund,
    Mit starrem Hirn und Herzen
    Lag ich in Grabesgrund.

    5      Wie lang kann ich nicht sagen,
    Daß ich geschlafen hab’;
    Ich wachte auf und hörte
    Wie’s pochte an mein Grab.

         „Willst du nicht aufstehn, Heinrich?
    10 Der ew’ge Tag bricht an,
    Die Todten sind erstanden,...

  • [166]

    Wiegenlied für meinen Jungen.

    Schlaf, mein Küken – Racker, schlafe!
    Kuck: im Spiegel stehn zwei Schafe,
    bläkt ein großes, mäkt ein kleines,
    und das kleine, das ist meines!
    5      ...

  •   (1788)

    Laut heulet der Sturmwind
    Im luftigen Haupt
    Der zitternden Espe -
    Es brausen die Wogen
    Ans zackigte Ufer,
    Weit...