•      Füllest wieder Busch und Thal
    Still mit Nebelglanz,
    Lösest endlich auch einmal
    Meine Seele ganz;

    5      Breitest über mein Gefild
    Lindernd deinen Blick,
    Wie des Freundes Auge mild
    Ueber mein Geschick.

         Jeden Nachklang fühlt mein Herz
    10 Froh und trüber Zeit,
    Wandle zwischen Freud’ und Schmerz
    In der...

  • [69] An den Schlaf.

    Der du mit deinem Mohne
    Selbst Gotteraugen zwingst,
    Und Bettler oft zum Throne
    Zum Mädgen Schäfer bringst,

    5 [...

  •   
                   An den Schlaf.

         Gott des Schlafes, Freund der Ruh,
    Dessen dunkle Schwingen
    Uns in sanftem, süßem Nu
    Zu den Auen bringen,
    5 Die ein schöner Licht erhellt,
    Wo in einer andern Welt
    Harmonieen klingen.

         Freund der Menschen, holder Gott!
    Unser halbes Leben
    10 Ward, dem Ungemach zum Spott,...

  • An den Selbstherscher.
    Du bist König und Ritter und kannst befehlen und streiten,
         Aber zu jedem Vertrag rufe den Kanzler herbey.

  •      So hab’ ich wirklich dich verloren?
    Bist du, o Schöne, mir entflohn?
    Noch klingt in den gewohnten Ohren
    Ein jedes Wort, ein jeder Ton.

    5      So wie des Wandrers Blick am Morgen
    Vergebens in die Lüfte dringt,
    Wenn, in dem blauen Raum verborgen,
    Hoch über ihm die Lerche singt:

         So dringet ängstlich hin und wieder
    10 Durch...

  •    
                   An die Freundschaft.

                   Nach dem Spanischen.

         Heilge Freundschaft, die auf Engelsflügeln
    Sich emporschwang zu den sel’gen Hügeln,
    Unser Erdenland verließ
    Und ging auf ins Väter-Paradies;

    5      Wo sie noch aus guten Mutterhänden
    Uns ihr Kind zuweilen her will senden
    Liebe, die auch irre geht...

  • An die Horen.

          Schöne himmlische Schwestern, leichte Horen,
    Die ihr auf Aetherflügeln Schmerz und Freude
    Zu den Sterblichen bringt, und Nacht und Morgen
               Wechselnd heraufführt;
    5 Hört, o Töchter Kronions, mich! so lang noch
    Locken der Jugend meine Stirn umkränzen,
    Schwebt in ernster Gestalt vor meiner heitern
              ...

  • Von dir, o Liebe, will ich singen!
    zwar deinen Reizen, deiner Macht,
    sind schon so viele Millionen
    elender Verse dargebracht;
    5 es dürfte also schwerlich lohnen
    stolze, dir noch ein neues Lied
    voll deines Lobes darzubringen,
    zumal vor Aerger leicht die Wange glüht,
    wenn man sich selbst ein wenig fühlet,
    10 und sich ganz leis’...

  • An die Muse.

          Die ekle Welt, der Mode Thorenspiel
    Und Tüncherey zum Spotte hingegeben,
    Hat längst verlernt das kindliche Gefühl
    Der Urnatur und ihr bescheidnes Leben.

    5       Sie achtet wenig auf den stillen Geist
    In Wort und That; mit Rednermeteoren,
    Mit allem, was nur schäumt und prunkt und gleißt,
    Füllst du ihr leicht die Augen...

  • [154] An die Muse.

    Hier nimm die sanfte Leyer wieder,
    O Muse, die du mir geliehn:
    Nun sing ich weiter keine Lieder,
    Die von der Jugend Freuden glühn.

    5 Verzeih, wenn ich zu schwach gespielet...