• Noch jeder Tag, da ich dich sah,
    Hat mir ein goldnes Lied gebracht.
    Gedacht' ich dein in Sturm und Nacht,
    War mir die hohe Göttin nah
    Und hat mich heimlich angelacht
    In aller Pracht.

    Umflossen war die ganze Welt
    Von rothem Morgensonnenlicht,
    Wenn mir dein theures Angesicht,...

  • Als ich dich liebte, liebt' ich auch die Gotteswelt,
    Und alle Menschen schienen mir erhabener.
    Seit du mich aufgegeben, - wie vom Blitzesstrahl
    Getroffen sank die reiche Welt zu Trümmerschutt.
    Ob Nacht, ob Tod hereinbricht, ew'ge Wintersnoth -
    Was liegt daran? - ob alle Menschen Larvenschwarm,
    Ob jede Tugend...

  • So sollen sich die Wege scheiden
    Von heute an auf immerdar.
    Nie wieder lacht der Stern uns Beiden,
    Der uns begleitet manches Jahr.

    Du hast's gewollt. Du hast zerrissen
    Der Herzen kaum gewobnes Band.
    So lösch auch nun in Finsternissen
    Des Angedenkens letzten Brand.

    Du...

  • Traumgedanken, Sturmesbeute,
    Schweifend sonst so weit und wild,
    Warum bliebt daheim ihr heute
    Still vor einem sanften Bild?

    Weil ein Auge mich verborgen
    Grüßte früh beim Lerchenschlag,
    Blieb ein einz'ger langer Morgen
    Mir der ganze volle Tag.

    Ziehet weiter trüb und...

  • Du kehrst nun in das Märchenreich zurück,
    Aus dem du morgenklar gekommen.
    Wer dich geschaut, ein heimlich Glück
    Hat er auf seine Fahrt mit sich genommen.

    Mir bist du nun ein goldner Morgentraum,
    Ein süßer, ewig unvergessen.
    Solch heil'gen Frieden giebt kein Baum
    Voll Myrthen selbst, als...

  • So wild im Sturm die Lebensreise
    Hinflutet sonder Ruh' und Rast,
    Manchmal erklingen hör' ich's leise:
    Du hast mich nie im Ernst gehaßt.

    Die Menschen nur so klug und weise,
    Sie löschen gern, was heilig brennt.
    Manchmal erklingen hör' ich's leise:
    Wir sind von Fremden nur getrennt....

  • Was ist Vergangenheit?
    Nur eine einz'ge Nacht aus vielen Nächten.
    Wie leuchtende Sterne nur die Tage schimmern,
    Die heil'gen Tage,
    Da ich dich sah vorüberwandeln.

    Was ist die Zukunft nun?
    Ein einz'ger Tag aus vielen dunklen Tagen,
    Wo sonnenhell nur jene Nächte strahlen,
    Die heil'...

  • O sage nicht, du hast mich nie geliebt!
    Dein Herz spricht anders und des Auges Scheue.
    Wenn je ein Engel Täuschungen vergiebt,
    Verschweigt er auch die Thränen stiller Reue.

    In deinen Mienen streng, in deinem Stolz,
    In deinem Zorne hab' ich es gelesen,
    Daß deines Herzens Panzer längst zerschmolz,...

  • Zwar, ich bin glücklich; dir dank' ich es nicht,
    Mahnendes , trauerndes Traumgesicht.
    Zwar, ich bin ruhig; die Saiten sind stumm,
    Narben des Herzens sagen, warum.
    Zwar ich genas; doch weh den Gesunden,
    Schmerzen im Frühjahr die alten Wunden!

    Wieder auf Straßen im Sonnenschein
    Weiß ich dich...

  • O könnt' ich segnend meine Hand
    Dir auf die blasse Stirne legen,
    Daß keine Zeit, die neidisch schwand,
    Zerstören mag den Zaubersegen,
    Den Zauber heil'ger Liebesweihe!
    Er festigt gegen Welt und Tod
    Und schwingt im ewigen Lenzesmaie
    Die Seele auf zum Morgenroth.

    O könnt' ich...