Wenn Du mir fehlst, fehlt mir ein ganzes Leben:
doch bist Du bei mir, mach ich Dir Verdruß.
Wie sollst Du das Versäumte mir vergeben,
ist alles immer nur ein Abschiedskuß?
Wie sollst Du meiner treuen Liebe trauen,
wenn sie sich nur im Trennungsschmerze zeigt?
Daß meine Augen traurig nach Dir schauen,
was nutzt es, wenn mein Mund auch dann noch schweigt?
Wie hilflos und vereinsamt ich mich fühle,
läßt Du mich wieder einmal hier allein!
Bekümmert streich ich durch die Abendkühle
und wünsche nur, Dir wieder nah zu sein.
Wie sehr ich jedes Pärchen dann beneide,
das heimwärts hastet, Arm in Arm, beschwingt,
hernach zuhaus bei dem Gelächter leide,
das aus der Wohnung nebenan erklingt!
Doch wärst Du hier, säß ich bei einem Buche
für Dich verschlossen, streng und abgekehrt,
Dein Antlitz, das ich nun verzweifelt suche,
hätte umsonst ein gutes Wort begehrt.
So mußt Du immer wieder mir vergeben,
bleib ich Dein Schuldner bis zum bittren Schluß.
Ich bin Dein Kind, Du schenktest mir das Leben
und sollst mich segnen, wenn ich sterben muß.
(Band 2 S. 381)
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