Dich zu kennen! Was Dein Bildnis gibt,
ist ein schwaches, wandelbares Spiel:
jeder sieht Dich anders, der Dich liebt.
Wenig gab ich Dir, Du gibst mir viel.
Dich zu nennen! Was Dein Name hält,
ist ein blasser, flüchtiger Begriff,
wie ein Stern, der schon ins Nachtmeer fällt,
fern dem Winternebel um mein Schiff.
Dich zu suchen! Was Dein Traum verheißt,
ist ein Glück, das kein Verdacht uns nimmt.
Wenn die Unrast früh Dich von mir reißt
und der Morgen schon verloren schwimmt,
wag' ich kaum zu glauben, daß die Not
einst wird überstanden sein und leicht,
daß die Hand, die heut mir Bittres bot,
dann die süße Frucht der Güte reicht.
Dir zu fluchen, wenn nicht schnell genug
Wunsch und Wollust sich durch Dich erfüllt,
ist der Husch von einem Schwalbenflug,
der die Sonne nur im Nu verhüllt
und verschwunden ist wie nie geschehn -
oder ob ihn nur mein Schreck erfand?
Wenn wir tief uns in die Augen sehn,
faßt von selbst sich kindlich Hand und Hand,
Dich zu halten, daß Du nie vergehst,
mich zu halten, daß Du stets mich fühlst.
Wenn im letzten Hauch Du einst verwehst,
schattenhaft mir noch im Haare wühlst,
sanft im Reigen wolkenblassen Scheins,
schattenhaft ich streife an Dein Haar:
Was wir lebten, war doch immer eins,
Leid und Angst und Spiele, wunderbar!
(Band 2 S. 409-410)
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Spätes Liebeslied
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Oft ist es mir, als zöge deine Hand
Mich plötzlich bettelschüchtern am Gewand.Ich aber muß verstockt so weiter schreiten
Und meine Augen über Pöbel breiten.Ich bin in Stuben, die voll Qual und Qualm -
Und draußen blüht dein... -
Ich folge deinen Füßen bis
In jede Furcht und Finsternis!Deine Hände machen mich weinen,
Sie sind die jungen Schwestern der meinen.
Sie leuchten über meinem Pfade
Als Sterne einer großen Gnade.
Sie könnten mir... -
Ich aber bin der Kleinsten Einer
...
Und der Geringste unter ihnen,
Und bin nicht wert, dir scheu zu dienen,
Denn so verscheucht, als ich, ist keiner,
Und jeder hat in seinen Mienen
Doch noch ein: Keuscher Ich und Reiner! -
"Unglücklich kannst du mich nicht mehr
und nicht mehr glücklich machen!"
Dein strenger Ausspruch schmerzt mich sehr
und läßt mich nachts erwachen.
Dann denke ich dem allen nach,
was dich verbittern sollte,
was Arges... -
O könnt' ich dir den Gram ersparen,
von jedem Kummer dich befrein,
in allen Nöten und Gefahren
dir Tröster und Beschützer sein,
dein Herz mit frischem Mut beleben,
und dir ein sichres Obdach baun,
was dein einst war,...