Felix Hübel

  • DOCH ich will meiner Leiden König sein
    und meiner Schmerzen Herrscher, will mich so kastei'n,
    daß mir das Blut aus allen Poren dringt.
    Hörst du ein Stöhnen, gehe ruhig weiter,
    und spotte meiner, sei ganz heiter,
    und denke...

  • DIE bunten Blumen heiteren Übermutes,
    die auf der Maienwiese meines Lebens sprossten,
    sind alle nun verschwunden.

    Lachend kamst einst du des Weges daher
    und pflücktest meine Blumen und bandest sie
    zu leuchtendem...

  • IN jedem deiner Worte kann ich's lesen:
    Du bist nicht mehr, nein, du bist schon gewesen!
    Nicht daß dein Frühling ging und fast dein Sommer schwand,
    nein, dies ist nichts! Dem Leben abgewandt
    steht mancher, ehe er sein Leben lebte...

  • NICHTS ist die Liebe, nichts als jener Tod,
    das große Sterben, das in jäher Glut
    im Herbste aufflammt, gelb und purpurrot.
    Lieben heißt reif sein, reif sein aber gut
    zum Sterben, denn so will's der Schöpferwille.
    Wenn unsre...

  • NUN kommt die Nacht und winselt wie ein Tier,
    das keine Ruhestätte finden kann.
    Und niemand kommt und streichelt es zur Ruh.
    Aus dunklen Winkeln springt der Wahnsinn auf
    und lacht und läuft in irrem Lauf
    und kommt zu mir....

  • UND hätt ich ein Mal nur dein Herz gehabt,
    hätt ich es eine Stunde nur besessen,
    und hättest du nur ein Mal mich gelabt
    mit süßem Troste: nie könnt ich's vergessen!
    Ich würde blühen wie ein Frühlingsbaum,
    im Herbste würd' ich...

  • FÜR dich, für dich nur, hab ich eingesammelt,
    was mich mein Leben Schönes finden ließ,
    und was in trunknen Stunden ich gestammelt
    von Liebe, galt nur dir, denn dich verhieß
    ein Ahnen mir, längst eh ich dich gekannt.
    Nun fand ich...

  • OFT, wenn die Abendsonne sinken will,
    stehn kühle, schwarze Schatten um mich her.
    Sie sind sehr finster, und sie sind sehr still,
    durchsichtig sind sie, doch sie sind so schwer,
    daß, wenn sie ihren Reigen um mich ziehen,
    die Erde...

  • DAS ist der Herbst: die grauen Nebel brauen,
    und braune Blätter huschen durch das Grauen.
    Die Herbstzeitlosen stehn wie blasse Frauen,
    die sehnsuchtsmüde in die Ferne schauen.

    Und doch: wie Fäden, die in matter Seide schimmern...

  • UND freudlos rinnen dir die Jahre
    in grauem Einerlei.
    Kein Kranz schmückt deine braunen Haare,
    dir blüht kein Mai.
    Und deine Kräfte, sie sind wie verschwendet,
    und deine Schönheit ist ein toter Schatz,
    und du, die in...