Andreas Gryphius

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    Wenn meine seel in euch, mein licht! wie kan ich leben,
    Nun das verhängnis mich so ferne von euch reißt?
    Wie kan ich fröhlich seyn, wenn ihr mir euren geist
    Nicht für den meinen woll't (den...

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    So fern, mein licht! von euch, so fern von euch gerissen,
    Theil ich die trübe zeit in schmertzen und verdruss
    Und wünsch all augenblick, dass mir des himmels schluss
    Erlaub, euch bald voll...

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    Sie, dennoch sie, mein licht! sie wil beständig seyn.
    Ob die zeit sich gleich verändert und die sonne sich versteckt
    Und die wüsten felder trauren und das feld mit schnee bedeckt,
    Sie dennoch...

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    Schön ist ein schöner leib, den aller lippen preisen,
    Der von nicht schlechtem stamm und edlem blut herrührt;
    Doch schöner, wenn den leib ein' edle seele ziehrt,
    Die einig sich nur...

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    Ich lebe, wo man den mit recht kan lebend nennen,
    Der sonder geist verfällt in bitter-süße pein.
    Die seel ist außer mir und sucht den glantz allein
    Der augen, die mir nur zu angenehme brennen...

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    Ich finde mich allein, und leb in einsamkeit,
    Ob ich schon nicht versteckt in ungeheure wüsten,
    In welchen tygerthier und wilde vögel nisten.
    Ich finde mich allein, vertiefft in...

  • Doch grünt die frische lieb, ob blum und baum erbleicht,
    Die liebe, die sich mir in einem krantz verehret,
    Dem bild der ewigkeit, die durch kein end auffhöret
    Und keiner zeiten grimm, ja nicht dem tode weicht.
    Ihr keuschestes gemüth, das...

  • IHr irr’t in dem ihr lebt / die gantz verschränckte Bahn
         Läst keinen richtig gehn. Diß / was ihr wüntscht zu finden
    Ist Irrthumb: Irrthumb ists / der euch den Sinn kan binden.
         Was euer Hertz ansteckt / ist nur ein falscher Wahn.
    5      Schaut arme / was ihr...

  • NAcht / mehr denn lichte Nacht! Nacht / lichter als der Tag /
         Nacht / heller als die Sonn’ / in der das Licht geboren /
    Das Gott / der Licht / in Licht wohnhafftig / ihm erkohren:
         O Nacht / die alle Nacht’ vnd Tage trotzen mag!
    5      O freudenreiche Nacht...

  •  Bidermanni. Eheu! flebile funus.

    ACh weh! was seh’ ich hier? ein außgesträckte Leichen.
         An der man von Fuß auff nichts vnzerschlagen find’t:
         Die Seit / auß der das Blutt mit vollen Strömen rinn’t
    Die Wangen so von Schmertz in Todes-Angst erbleichen....