Goldne Zeit, als, durch die Gartenbäume,
Mir die Nachtigall entgegen schlug,
Und das Leben mich, durch lichte Räume
Himmelblauer Frühlingstage, trug!
Oedes Ziel nach einer schönen Reise,
Die voll Frucht- und Blumenkronen hing!
O wie war's, als ich, in Laura's Kreise,
Hoch umher, wie ein Bekränzter, ging!
Sonnig stiegen vor mir Höhn und Tiefen,
Wie ein Meer von Blumen, ab und auf;
Kränze winkten, Götterstimmen riefen
Triumphirend die Begeistrung auf;
Und die Seele fühlte sich erhaben,
Reich das Herz. Und nun! was bin ich nun?
Was Vergöttrungsaugenblicke gaben,
Mußte das auf Augenblicken ruhn?
Wie ein Geist, der von dem Wiederhalle
Seines Lebens und vom Schatten lebt,
Irr' ich stumm und einsam noch um alle
Jene Stellen, wo einst sie geschwebt.
Da, wo Tön' und Blüten sie umwallten,
Fühl' ich noch ein geistig lindes Wehn.
Und dann ist's, als seh' ich die Gestalten
Großer Tage vor mir auferstehn.
Weinend ruf' ich jene sanften Schauer
Ihrer Laub' in mein Gefühl herein;
Und sie flößen dann der tiefen Trauer
Meiner Thränen Seelenhoheit ein.
Dann beschleicht es mich, mit leisem Glanze;
Hell erscheint die hohe Freundin mir,
Mit dem grün und weißen Mädchenkranze;
Meine ganze Seel' ist Traum von ihr.
Wenn ich dann so fern die Huldin glaube:
O dann flüstert's meinem Herzen zu:
"Blick' empor! die weite Sternenlaube,
Welche dich hüllt, deckt auch ihre Ruh."
Ja, das ist das Traumbild, das den Schwachen
Immer täuscht, und das er immer liebt!
Geist des Lebens! laß mich auferwachen
Zu dem Leben, welches Laura giebt! (Band 2 S. 11-13)