Einst umsprangen mich geliebte Quellen,
Als ich durch das Blumenleben ging,
Das mit seinem Frühling um die Stellen,
Um die Mahle schöner Tage hing.
Anders klang das Lied der Nachtigallen,
Und des Waldes Tiefe minder hohl:
Welche Lieder hör' ich jetzt? in allen
Tönt mir Laura's sanftes Lebewohl!
Wenn die Mitternacht den Schlummerlosen
Dicht umringt mit ihrer Einsamkeit,
Oder wenn der Morgen seine Rosen
Durch das Fenster auf mein Lager streut:
O, Erscheinung aus verblühten Tagen!
Weich umwallet, wie ein Wolkensaum,
Den die jungen Morgenwinde tragen,
Dann ihr Schleier meinen wachsten Traum.
Aber sie - wo ist der Glanz der Quelle,
Welchen sie mit ihrem Lächeln schmückt?
Wo der Garten? wo die Lieblingsstelle?
Wo der Strauch, dem sie die Blum' entpflückt?
Wo der Wald, und wo des Waldes Tiefe,
Der ihr Herz sich in die Arme wirft? -
O, ihr, meine Lieder, meine Briefe,
Glücklich, wenn ihr sie begleiten dürft!
Haucht ein leises Schauern in die Düfte,
Wo die Ros' im Abendlichte nickt!
Athmet Wehmuth in den Kuß der Lüfte,
Der sich kühl auf ihre Wange drückt:
Dann vielleicht, dann blickt sie zu dem Sterne,
Den sie kennt und liebt; und diesen Blick
Strahlt das Huldgestirn, aus seiner Ferne
Wiederscheinend, in mein Herz zurück.
Welche Oede, wenn mich die Geschichte
Lauter Tage freudenlos umrauscht,
Bis ich in den Schooß des Waldes flüchte,
Wo kein fremdes Leben mich belauscht!
Ach, da harr' ich, bis der Abend dunkelt,
Bis die Nacht mit ihrer Sternengluth,
Durch die Wölbung meiner Buchen funkelt,
Wo sonst alles, nur mein Herz nicht, ruht! (Band 2 S. 21-22)