Hier ging Laura! Diese Lüfte
Haben heilig sie berührt,
Haben ihr die Opferdüfte
Schöner Zweige zugeführt.
Im Geflüster dieser Blätter
Trat sie hin an diesen Bach;
Und, wie junge Liebesgötter,
Flogen ihr die Blüten nach.
Wie mein Aug' an dieser Fülle,
Wie es an dem Schleier hing,
Der, gleich einer Knospenhülle,
Ihren Rosenlenz umfing!
So verhüllt in ihren Schleier,
Und noch mehr in sich verhüllt,
So steht ewig vor der Feier
Meiner Huldigung ihr Bild.
In den schlanken Pappelzweigen
Sanft vom Abendwind umwallt,
Seh' ich jedes holde Neigen
Ihrer schwebenden Gestalt;
Auf dem Apfelblütengange
Ruht mein Blick, als wiegten ihn
Blumen, welche Laura's Wange,
Leis' erröthend, überblühn.
Jeder blaue Stern der Quelle,
Sanft, wie Huld, und klar, wie Licht,
Malt ihr Auge mir, dieß helle,
Geistige Vergißmeinnicht;
Und die zarte Anemone,
Bricht sie aus der Knospe vor,
Gleicht dem Munde, den zum Throne
Sich die Lieblichkeit erkor.
Wehet im Violengrunde
Ihres Athems Lispel nicht,
Der: "ich schwebt' auf ihrem Munde" -
Stolz zu meiner Ahnung spricht?
Hör' ich nicht, wenn Philomele
Durch die Pappeln triumphirt,
Ihren Ton, der aus der Seele
Mir die Stille weggeführt?
Feiern will ich jene Quelle,
Die den holden Blick empfing,
Weihen jede Rasenstelle,
Ueber die ihr Wandel ging.
Da, da will ich niedersinken,
Wie am heiligsten Altar;
Will den Hauch der Lüfte trinken,
Der vielleicht ihr Athem war. (Band 2 S. 5-8)