Sie trat daher, und ihre Blicke scheuchten
Das Nebelgrau vom trüben Tage fort;
Ihr Lächeln war ein sanftes Leuchten,
Und heller Geist ihr ernstes Wort.
Aus diesem Wort hab' ich die Gluth getrunken,
Die auf dem Herde meines Herzens glüht,
Und warm und hell aus meinem Geiste Funken,
Und Liedermuth in meine Seele sprüht.
Die Kraft, die Feuerkraft der tiefsten Wahrheit
Sprach wundermächtig meiner Seele zu!
Ihr ganzes Wesen - welche Klarheit,
Voll Leben, und doch so voll Ruh'!
Ich nahte mich mit leisem Zagen,
Da schimmert' es um meine Bahn!
Ihr sanfter Blick hat mich empor getragen,
Mich unbefangen ihr zu nahn.
Ihr sanfter Blick! - o wahrlich! solche Blicke,
Sind Mächte, denen Preisgesang gebührt;
Sie bau'n geheimnißvoll die Brücke,
Die Geister zu einander führt.
Und wenn der Schmerz auf dieser Brücke stünde:
Er würde, sanft berührt von Paradieseswehn,
Tief unter sich die Welt der Sünde
In grauen Nebeln schwimmen sehn. (Band 3 S. 26-27)