Dich, hoher Jüngling, liebt mein Herz,
Und muß es tief verhehlen!
O, könnte dir's ein Lüftchen nur,
Ein sanftes Lüftchen meiner Flur,
Im Abendhauch, erzählen!
Es sollte, wenn der Hain verstummt,
Und wenn Diana lüstern
Durch deine Buchenzweige schaut,
Wie ein verwehter Herzenslaut,
Um deine Laube flüstern.
Es sollte deinem Athemzug
Im Frühlingsduft begegnen,
Und Blüten, hell, wie Mondenlicht,
So leise, wie die Liebe spricht,
Auf dich hernieder regnen.
O, schweigend ruhe dann das Spiel
Der lauen Abendwinde,
Daß ein bethautes Blütenblatt
Die Stelle seiner Lagerstatt
An deinem Herzen finde!
Dann würde dir dieß sanfte Bild
Vielleicht die Seel' erschüttern,
Und eine liebende Gestalt,
Von säuselndem Gezweig' umwallt,
Durch deine Laube zittern.
Umfangen würde dich vielleicht
Ein wunderbares Ahnen;
Es würd' an den Platanengang,
Voll Ruh und Nachtigallgesang,
Dich die Erscheinung mahnen.
Dort sah ich dich: und plötzlich war
Mein Blick, mein Herz umfangen;
Das Lied auf meiner Lippe schwieg,
Und eine helle Röthe stieg
Mir heiß auf beide Wangen.
Die schönsten Blüten flatterten
Um dich, wie goldne Horen.
Dich sah ich nur, dich dacht' ich nur;
Verschwunden war mir die Natur,
Ich selbst in Nacht verloren. (Band 2 S. 3-5)