Bei Gott, sie ist aus Huld und Licht geboren!
Und Luft aus einem Nachtigallenhain
Ward von den Musen auserkoren,
Ihr erster Athemzug zu seyn!
Da leuchtete die erste Weihestunde;
Und mit ihr kam der Geist der Harmonien,
Der in dem Lächeln auf dem holden Munde,
Wie zartes Rosenlicht erschien.
Und das Gefühl, das ihrer feinen Seele
Vom Liebesgotte mitgegeben ward,
Erwacht' und glich der jüngsten Philomele,
Die auf den ersten Frühling harrt.
Nun tönt es fort und fort in ihrem Beben,
Wie eine sonnenhelle Lerchenflur,
Um welche nur die sanftern Götter schweben,
Die Friedensgötter der Natur.
Ein Wohllaut in der Welt des Widerstreites,
Ist all' ihr Daseyn Huld und Harmonie;
Und wenn sie liebt: dann setzet sie ein zweites,
Erhöhtes Seyn in Melodie.
Da, wo sie naht, muß jeder Mißton schweigen;
Und selbst die Thrän' an ihrem Huldgesicht
Ist Morgenthau an jungen Rosenzweigen,
Der einen schönen Tag verspricht.
Wer darf in dieser Tagesfülle wohnen,
In diesem klaren Himmelswiederschein:
O selig, seliger, als trüg' er Kronen,
Wird dieser Mann der Liebe seyn! (Band 3 S. 24-25)