I.
Nun hält mein Herz umfangen
Der Liebe reichen Hort,
Nun ist ihm aufgegangen
Ihr holdes Gnadenwort.
Das las ich ausgesprochen
In zweier Augen Grund,
Das hab' ich frisch gebrochen
Von einem süßen Mund.
Nun quillt mein Freudenbronnen,
Nun tränkt mich solche Huld,
Daß jeder Hauch zerronnen
Von Qual und Ungeduld.
Wie strömt durch meine Sinne
Ein Lenz voll Duft und Thau;
Das thut mit ihrer Minne
Die wunderholde Frau!
II.
Nun weicht ihr güldnen Sonnen,
Nun Mond, beschließe deinen Lauf;
Zwei hellre Strahlenbronnen
An meinem Himmel leuchten auf!
Zwei Augen voller Treue,
Zwei Sterne voller Pracht,
Zwei Blumen so voll Bläue,
Daß ihres Thau's ein Tropfen trunken macht.
Ihr Englein auserkoren
Zu Hütern an der Himmelsthür,
Euch ist das Reich verloren,
Ein süßres Auge wacht dafür.
Wer dort um Einlaß riefe,
Dem spräch' es: Sei nicht bang; -
In meines Grundes Tiefe
Ist aller Himmel Auf- und Niedergang.
Nun denn, du lichte Quelle,
So wundersüßer Wonnen voll,
Laß strömen Well' an Welle,
Davon mein Herz genesen soll;
Laß Thau und Sonne fließen
Auf mich, du Frühlingstag;
Die Rosen fühl' ich sprießen,
Nun hilf, daß ich sie fröhlich pflegen mag.