Glück der Liebe

I.
Nun hält mein Herz umfangen
Der Liebe reichen Hort,
Nun ist ihm aufgegangen
Ihr holdes Gnadenwort.

Das las ich ausgesprochen
In zweier Augen Grund,
Das hab' ich frisch gebrochen
Von einem süßen Mund.

Nun quillt mein Freudenbronnen,
Nun tränkt mich solche Huld,
Daß jeder Hauch zerronnen
Von Qual und Ungeduld.

Wie strömt durch meine Sinne
Ein Lenz voll Duft und Thau;
Das thut mit ihrer Minne
Die wunderholde Frau!

II.
Nun weicht ihr güldnen Sonnen,
Nun Mond, beschließe deinen Lauf;
Zwei hellre Strahlenbronnen
An meinem Himmel leuchten auf!
Zwei Augen voller Treue,
Zwei Sterne voller Pracht,
Zwei Blumen so voll Bläue,
Daß ihres Thau's ein Tropfen trunken macht.

Ihr Englein auserkoren
Zu Hütern an der Himmelsthür,
Euch ist das Reich verloren,
Ein süßres Auge wacht dafür.
Wer dort um Einlaß riefe,
Dem spräch' es: Sei nicht bang; -
In meines Grundes Tiefe
Ist aller Himmel Auf- und Niedergang.

Nun denn, du lichte Quelle,
So wundersüßer Wonnen voll,
Laß strömen Well' an Welle,
Davon mein Herz genesen soll;
Laß Thau und Sonne fließen
Auf mich, du Frühlingstag;
Die Rosen fühl' ich sprießen,
Nun hilf, daß ich sie fröhlich pflegen mag.

Collection: 
1858

More from Poet

  • Es duftet's jede Blüthe,
    Wie du so lieb mir bist;
    Weiß nicht, wie mein Gemüthe
    So gar verrathen ist;
    Ich hab's allein der Nacht vertraut,
    Daß sie es treu behüte:
    Wie du so lieb mir bist.

    Wußt nimmer, daß...

  • Warum nur du, nur du allein
    Der Himmel meines Lebens bist,
    Warum in dir nur Frühlingsschein
    Und ohne dich der Winter ist?

    O frage, frag' die Nachtigall,
    Das Röslein frage dort am Hag,
    Warum ihr süßer Duft und Schall...

  • I.
    O nenne mir die süße Macht,
    Die mich in deine Nähe bannt,
    Und mit dem milden Hauch der Nacht
    Die trunkne Seele übermannt!

    Du hast den Frieden, der mir fehlt;
    Wenn nicht bei dir, wo find' ich Ruh?
    Denn...

  • Ich hab' in eine Seele,
    In deine Seele geschaut;
    Sie leuchtete vom Juwele
    Der Wehmuth überthaut,
    Blau wie des Himmels Helle
    Und tiefer als das Meer;
    Ich schöpfte Well' um Welle
    Und schöpfte sie nimmer leer...

  • Sie schwebte hin, die himmlische Gestalt, -
    Ich sah den Frühling wandeln durch die Matten,
    Es war ein Bild voll Klarheit, ohne Schatten,
    Ein Engel so voll Milde wie Gewalt.

    So schritt sie sicher, züchtig, unbewußt
    Der Wunder,...