Angedenken

Nicht einsam lebst du mir im Herzen,
Mit deinem Bilde kommt und flieht
Ein süßes Spiel von Lust und Schmerzen,
Ein Sternenblick, ein Schwanenlied;

Mit dir ein Schauern, wie's im Walde
Das erste Veilchen still erlauscht,
Wenn mit dem Gruße: bald, o balde -
Der Frühling durch die Wipfel rauscht;

Mit dir der Wellen leises Wogen,
So ruhelos, so leuchtend auch;
Mit dir durch meine Brust gezogen
Kommt aller Sehnsucht Traum und Hauch.

Es ist dieß süße Deingedenken
Ein Frieden, der mich überwacht,
Ein frommes, sinnendes Versenken
In das Geheimniß stillster Nacht,

Ein Opfer, wie es im Juwele
Des feuchten Auges je zerfließt,
Ein leises Wort, das meine Seele
Im Buche der Entsagung liest.

Collection: 
1858

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