In meinem Gärtlein ist's gar schön,
Am sonnigen Ufergrün,
Da schauen herüber die Bergeshöh',
Die waldigen Häupter so kühn.
Und viele Vöglein wohnen darin,
Und holde Blümlein gar viel,
Die Sänger wecken mir frohen Sinn,
Die Blumen ein frommes Gefühl.
Und gold'ne Käfer mit lautem Gesumm'
Umschwärmen die Blum' im Tanz,
Und Schmetterlinge gaukeln herum,
Und Libellen am Uferkranz.
Da hab' ich mir eine Bank gebaut
Am Hollunderbusch und Jasmin,
Daneben rauschen so lieb und traut
Die Wellen des Stromes hin.
Und rauschen fröhlich das Thal entlang,
Und grüßen mit herzigem Gruß,
Und locken die Blumen mit leisem Sang
Vom Ufer hernieder zum Kuß.
Und weile ich da so still allein,
Und flüstert es heimlich vom Baum,
So wiegt das Rauschen, das Flüstern mich ein
Zu sanftem, holdseligem Traum.
Da weile ich früh, wenn der Morgen strahlt,
Beim lauschigen Fliederstrauch,
Und wenn der Abend den Westen malt,
Und die Sternlein grüßen mich auch.
Das ist das Gärtlein am Stromesstrand
Der einsamen Sängerin,
Das macht sie zu ihrem Fabelland,
Und alle Zauber sind d'rin.
aus: Deutschlands Dichterinnen
in chronologischer Folge
herausgegeben von Abraham Voß
Düsseldorf 1847