Als er Lesbien vergebens üm ein Affections-Band ersuchet

Beliebtes Lindenfeld! ich soll dir dienstbar seyn/
Dieweil dir meine Brust so manchen Seufftzer schencket/
Du fällst mir schöner Ort/ vor allen andern ein/
So offt nur mein Gemüth an was galantes dencket.
Doch dieses alles ist nur der Gedancken Spiel/
Denn niemahls darff ich wohl von dir was liebes hoffen.
Du weist/ die strenge Hand verrücket mir das Ziel/
Und machet/ daß ich nur was leeres angetroffen.
Die Lesbia so dort in deinen Mauren strahlt/
Durch deren Schönheits-Pracht ich dich als Schöne kenne/
Hat mein Verlangen nicht mit rechter Müntz bezahlt/
Und machet/ daß ich dich auch itzo grausam nenne.
Ihr Auge/ welches stets in holder Anmuth lacht/
Ließ mich von aussen nur der Liebe Strahlen lesen/
Denn da ich auff den Grund und Uhrsprung war bedacht/
So war es blosser Schertz und Höfflichkeit gewesen.
Ich bathe sie mit Fleiß nur üm ein solches Band
Das aus Galanterie offt mancher hat empfangen:
Jedoch/ die schöne Sprach: Dis ist ein Liebes Pfand/
Und der mein Liebster heißt/ pflegt nur damit zu prangen.
Und so ward mir der Korb gantz freundlich zugestellt/
Da durch sie sich dennoch gewogen will erweisen;
Denn spricht sie: Da dich nichts von mir gebunden hält/
So kan dein freyer Sinn mich mehr als gütig heissen.
Nun wohl/ ich nehme gern der Freyheit Kleinod an/
Und löse/ wenn ich kan/ den Geist von schweren Ketten/
Wenn nur/ was ihre Hand itzo nicht geben kan/
Die schönen Augen mir nicht schon geschencket hätten.

Collection: 
1702

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