An Dulcimenen

So kan ich mich/ galante Dulcimene/
Bey dir vergnügt und glücklich sehn.
Die Freundlichkeit macht dich gedoppelt schöne/
Und dieß sol mir zur Lust geschehn.
Mein Glücks-Gestirn will nach den Finsternissen/
Mich durch den Strahl der Gnaden wieder küssen.

Ich dencke noch an das gehabte Leyden/
Und wie ich an zu trauren fing/
Als durch den Zorn die Sonne meiner Freuden/
Auff mein Verschulden unterging.
Allein sie ist nur Schöner wieder kommen/
Ihr holder Glantz hat alle Furcht benommen.

Kein Diamant kan nicht so treflich blitzen/
Wie deiner Augen-Lieblichkeit:
Aurorens-Pracht muß hier auf Liljen sitzen/
Die angenehmste Frühlings-Zeit
Die blühet stets auf deinen Rosen Wangen/
Und tausend schön kan in Gesichte prangen.

Wer hat genug den Purpur Glantz gepriesen/
Der deine Lippen stets umringt?
Wo Schnecken-Blut und Muscateller fliessen/
Wenn die Granate hier zerspringt:
Wer deinen Mund nur wird zu sehen kriegen/
Der sieht den Ort/ wo tausend Schätze liegen.

So seh' ich denn den Himmel selber blühen/
Und mein vergnügen Blüh zugleich.
Ich kan daraus den Götter Nectar ziehen
Den Vorschmack von dem Himmelreich:
Denn muß ich mich nicht aus mir selber wissen/
So offt ich dich darff Allerschönste/ küssen.

Du darfst allhier nicht über Falschheit klagen/
Ich weiß von keiner Heucheley
Der Neid wird selbst zu deinen Ruhme sagen/
Das Dulcimene treflich sey.
Die Wahrheit nennt dich zum verdienten Lohne
Der Tugend Preis/ des Frauenzimmers Crone.

Ich will mich nun an deinen raren Schätzen
Und was noch mehr bezaubernd ist/
Der Freundlichkeit zugleich auf ewig letzen/
Ja weil du unvergleichlich bist/
Soll meine Brust auch alles andre meiden/
Und sich allein an deiner Schönheit weiden.

So laß mich auch/ du Engel dieser Erden!
Mein Glücke stets vollkommen sehn:
Laß meine Treu durch Treu vergolten werden/
Kein Felß soll nicht so lange stehn/
Als meine Brust von deiner Gluth wird brennen
Und als ich dich will meine schöne nennen.

Collection: 
1702

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