Bildnis

Nun dein Bildnis vor mir stand, wußt ich keinen Rat.
Träne brach durchs Augenlid, es zerbrach die Tat.
Wieder irrt ich nur durchs Holz, ich erklomm die Wand
des Geklüftes trotz der Sucht nach dem ebenen Land.
Du mein frohes Weideland, goldenes Ährenfeld,
Augenausruh unbegrenzt, weite runde Welt.
Rote, helle Heide du, wie dein Reiz mich rief:
satte Luft von Feuchte schwer, Schatten dunkel, tief,
tief wie blaues Augenrund unter hellem Haar,
wie Kanal und Wasserlauf spiegelblank und klar.
Seelenausruh. Ach, im Schilf lag ich Nacht um Nacht,
habe sie dir, nur dir gelebt; habe sie dir durchwacht.

Collection: 
1895

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