II.
Eigner Sinn!
"Nicht will ich küssen, wie die Andern,
Die frischen, purpurrothen Lippen:
Bei Amors frohem Göttermahle
Will ich mir eignen Nektar nippen.
Ich will nur küssen deine Hände
Mit ihren ros'gen Fingerspitzen,
Die dunkelblauen Liniamente,
Wo die Orakelsprüche sitzen.
Will küssen deine reichen Locken,
Die von den zarten Schläfen wallen,
Um zephyrleicht, und doch beschwerend
Hernieder auf mein Herz zu fallen.
Will küssen deine hohe Stirne,
Auf welcher alle Reitze thronen,
Verstand und Demuth, Lieb' und Treue
Beseligend beisammen wohnen.
Will küssen deine dunkeln Augen
Mit ihren wunderbaren Blicken!
O! wagt es nicht, hineinzuschauen -
Sie werden euch der Welt entrücken!"