Idola

Sie trat daher, und ihre Blicke scheuchten
Das Nebelgrau vom trüben Tage fort;
Ihr Lächeln war ein sanftes Leuchten,
Und heller Geist ihr ernstes Wort.

Aus diesem Wort hab' ich die Gluth getrunken,
Die auf dem Herde meines Herzens glüht,
Und warm und hell aus meinem Geiste Funken,
Und Liedermuth in meine Seele sprüht.

Die Kraft, die Feuerkraft der tiefsten Wahrheit
Sprach wundermächtig meiner Seele zu!
Ihr ganzes Wesen - welche Klarheit,
Voll Leben, und doch so voll Ruh'!

Ich nahte mich mit leisem Zagen,
Da schimmert' es um meine Bahn!
Ihr sanfter Blick hat mich empor getragen,
Mich unbefangen ihr zu nahn.

Ihr sanfter Blick! - o wahrlich! solche Blicke,
Sind Mächte, denen Preisgesang gebührt;
Sie bau'n geheimnißvoll die Brücke,
Die Geister zu einander führt.

Und wenn der Schmerz auf dieser Brücke stünde:
Er würde, sanft berührt von Paradieseswehn,
Tief unter sich die Welt der Sünde
In grauen Nebeln schwimmen sehn. (Band 3 S. 26-27)

Collection: 
1841

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Ein Wetter raset durch das Dunkel
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Vom Himmel blickt kein Sterngefunkel,
Und Regensturm zerreißt den Wald.

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Nur...

Der Frühling war gekommen; leise Lüfte
Vom Mittaglande streiften warm herein,
Und schlugen weckend an die kleinen Grüfte
Der Blumen in dem frühen Hain.

Schon ward es laut an Hügeln und in Thalen;
Da stickte sich ihr Festgewand...

Einst umsprangen mich geliebte Quellen,
Als ich durch das Blumenleben ging,
Das mit seinem Frühling um die Stellen,
Um die Mahle schöner Tage hing.
Anders klang das Lied der Nachtigallen,
Und des Waldes Tiefe minder hohl:...

Laura starb! o, naht euch sanft, ihr Lenze!
Weiße Blumen streut auf ihre Gruft!
Und, im Lispel der beseelten Kränze,
Schwebe heiliger die Abendluft!
Engel! schmückt die Amaranthenlaube,
Die den neuen Himmelsgast empfing!...

Wiedersehn!
Endlich tönt dir mein Willkommen!
Meine höchsten Huldigungen
Sollen dir entgegen wehn!
Endlich hab' ich dich errungen!
Hell, wie Frühlingsauferstehn,
Leuchtest du, o Wiedersehn!

Wiedersehn!...