Sieh, der Mond ist heimgegangen:
Nur ein leiser Schimmer bleibt,
Und mich dränget das Verlangen,
Das mich zu den Linden treibt.
Bei den zwei vertrauten Linden,
An dem Wieseneingang dort,
Soll ich meinen Likas finden;
Lieb' und Treusinn halten Wort.
Knarre nicht, du kleine Pforte!
Abendluft begleite still
Mich zu dem geliebten Orte,
Wo er mich erwarten will!
Werd' ich ihm auch so gefallen?
Meine Locken sollen glatt
Von der Stirn herniederwallen,
Wie er sie geflochten hat.
Ach! wie quält die Langeweile!
Horch! - das ist sein Flötenton!
Eile, frohes Mädchen, eile!
Der Geliebte wartet schon.
Und ich kann ihm mit Vertrauen,
Und mit liebefrohem Muth
In die klaren Augen schauen:
O, mein Freund ist fromm und gut!
Rosen nehm' ich mit und Beeren:
So will ich von dannen ziehn!
Dieses Körbchen soll er leeren;
Mit den Rosen kränz' ich ihn. (Band 3 S. 13-14)