Gewalt der Liebe

Du willst, ich weiß es, nichts von Liebe hören
Und schon das Wort vermag Dich zu betrüben,
Und doch, wer kann Dich sehen und nicht lieben?
Wer lieben, und das holde Wort verschwören?

Dann mußt Du selbst uns Deinen Anblick wehren,
Nicht Deines Wesens Zauberkraft mehr üben,
Nicht mehr zum reizendsten von allen Trieben
Durch süßen Blick und Schmeichelwort bethören.

Doch ja! ich bin gefaßt das Wort zu meiden,
Das Deines Busens keuschen Zorn empört,
Zum letzten Mal vergönn' es noch zu nennen;

Wie immer auch mein Innres möge leiden,
Dein Wille wird allein von mir verehrt:
"Nur Liebe kann zu lieben nicht bekennen!"

Collection: 
1816

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