Hier saßen wir im Kühlen,
       Vom Rosenzweig' umblüht.
       Hier schwelgte das Gemüth
       In seligen Gefühlen,
       Bis wir den Silberkahn
       Des Halbmond in der Ferne,
       So friedlich durch die Sterne
       Herüberschiffen sahn,
       Als brächt' er nun dem Kummer,
       Der tiefe Schmerzen litt,
       Beruhigung und Schlummer
       Aus bessern Welten mit.
       Und unsre Seelen ließen,
       Von keinem Sturm berührt,
       Den Zeitstrom sich ergießen,
       Wohin ein Gott ihn führt.
       Wir frohen Schwärmer flogen,
       Als hätten wir das Kleid
       Des Staubes ausgezogen,
       Auf zur Unendlichkeit.
       O, seelenvolle Träume
       Begrüßten feierlich
       Die stillen Weltenräume,
       Wo unsre Geister sich
       Dereinst besprechen würden:
       Warum so harte Bürden
       Die Schulter dir verletzt?
       Warum auf diesem Runde
       Die schicksalvollste Stunde
       Dich feindlich ausgesetzt?
       Warum der Schmerz hienieden
       Der Unschuld heilgen Schlaf
       Und den geweihten Frieden
       Erhabner Seelen traf? -
       Jetzt rauscht' es in den Zweigen.
       Ein Ton der Liebe sprach,
       Der, tief verhüllt, das Schweigen
       Der Mondnacht unterbrach.
       Die Garten-Philomele
       Begann' den Nachtgesang.
       Als innig Seel' um Seele,
       Wie Arm um Arm, sich schlang:
       Da stand in deinen Blicken
       Hell, wie ein Stern, die Lust;
       Du sankst an Hehra's Brust
       In taumelndem Entzücken.
       Ein süßes Nachgetön
       Der weihevollen Stunde
       Verweilt' auf Hehra's Munde,
       Und wie war Hehra schön!
       Die dunkle Lock' umwehte
       Die helle Stirn so leicht.
       Wie um die frühe Röthe
       Ein Schattenwölkchen schleicht.
       Es leuchtete, wie helle
       Begeistrung, ihr Gesicht.
       O, dieser heilgen Stelle
       Vergess' ich ewig nicht! -
       Ihr Menschenstürme ruhtet;
       Auf Blumenstellen lag,
       Mit Nachtglanz wie umflutet,
       Der eingesungne Tag.
       Wer wird die Stellen schirmen?
       Schon donnert West und Nord
       Im wilden Streit, und stürmen
       Die arme Menschheit fort,
       Daß sie verwüstet werde.
       Verwüster! haltet ein,
       Und gönnet doch der Erde,
       Ein Paradies zu seyn!
       O, Paradiese schaffen
       Ist mehr, als Glück der Waffen!
       Euch ward dazu die Kraft,
       Ihr hohen Völkerhirten! -
       Ein Kranz von heilgen Myrten
       Dem, der das erste schafft!        (Band 3 S. 27-31)