• "Du sollst es ihm nicht zeigen
    Der elend dich jetzt verließ!"
    So spricht die Vernunft die kühle,
    Ob auch das Herz zerriß.

    Und gern möcht' ich gehorchen
    Und zeigen möcht' ich es nicht,
    Trüg' ich den Tod nicht außen
    Schon auf dem Angesicht.

    ...

  • Ich sah dich nur einmal wieder,
    Nach langen Zeiten einmal, -
    Schaut' tief versteckt im Dunkel
    Des schönsten Auges Strahl.

    Und sah die dunkeln Locken,
    Das stolze schöne Gesicht -
    Mein Herz, das bebte, das weinte,
    Vergessen kann es nicht!

    Und noch im Dunkel lehnt' ich...

  • Durch die off'nen Fenster fluten
    Alte, liebe Frühlingslüfte,
    Lieblich weh'n aus Blumenherzen
    Ach, wie einst, die linden Düfte.

    Mondenlicht umgleitet leise
    Wundersam die stillen Auen,
    Und vom nahen Hain die Lieder
    Klingen weich beim Abendtauen.

    Klingen mir in's öde,...

  • Umwebt vom Zauber duft'ger Waldesnacht
    Weil' ich geschützt vor glüher Tagespracht;
    Von grünem Laubdach traulich überspannt,
    Ist in ein Friedensreich der Sinn gebannt.
    Als ob geheimer Geist ihr Spiel belebt,
    So Licht und Schatten ineinanderwebt;
    Wie Goldgeäder glüht's auf moos'gem Grund,
    ...

  • Es bebt mein Herz, da leis vom Himmel funkelt
    Das junge Morgenlicht, das hell umglüht
    Die Bergeshöh'n und in die Kluft versprüht
    Den sel'gen Strahl, wo noch der Nebel dunkelt.

    Es bebt mein Herz bei diesem Flammensegen,
    Der um ein Weltall seine Glorien flicht,
    Die schöne Glut in jeder...

  • O einzige, traute, holdselige Zeit,
    Da fröhlichen Sinnes die Welt ich umfieng,
    Mein Herze die Gaben des Lenzes empfieng:
    Das Glühen und Blühen voll Herrlichkeit
    Im wonnigen Lebensmai! -

    Wie lachte der Himmel in Huld mich an,
    Die schönste der Sonnen durchstrahlte das Rund,
    ...

  • Laß uns alle Wege gehen
    In der ganzen weiten Stadt,
    Bis von unsrer Liebe jedes
    Steinchen was zu sagen hat,

    Bis die Stadt der blaue Himmel
    Gleich als einen Tempel krönt,
    Der von unsrer wundervollen
    Liebe Tag und Nacht ertönt. (S. 21)...

  • Nein, nicht im Tod das letzte Lied -
    Im ersten, schönsten Lied den Tod!
    Daß diesem Frühling im Gemüth
    Kein Sommer naht, kein Winter droht;

    Daß unsre Liebe bleibt bewahrt
    Vor jeder bösen Fährlichkeit,
    Daß ich dir nicht nach Menschenart
    Bereite je ein schweres Leid....

  • Wenn ich des Nachts in meinen Kissen ruhe
    Nicht schlafend noch, doch träumend und die Lider
    Geschlossen - wenn die schweifenden Gedanken
    Dann bis zu dir gelangt sind, muß ich immer
    Die Augen wieder öffnen, gleich als wär' es
    Noch Tag, als stündest du vor mir - denn einzig
    In Blicke kann sich all die Lieb' ergießen,...

  • Wenn ich erwach', erwacht ein staunend Fragen
    Mit mir zugleich:
    Warum denn bin ich nun so unverwundbar,
    Warum so reich?

    Warum steht mir die ganze Welt in Blüten
    Und leuchtet mir?
    Warum in nie gekannter stiller Demuth
    Neig' ich mich dir? (S...