• [94] Der Weise.

    Von allen Freuden abgeschieden,
    Mit Wasser und mit Brod zufrieden,
    Lebt dort Arist vergnügt allein.
    Und man verleibet ihn den Reihn
    5 Der Weisen unsrer Zeiten ein.

    Von ihm bin ich nicht...

  •  Die verschiedene Weise der Moral.
    Auf offnem Markte mit Gebieterton
    Erschien in Herrscherpracht der Gott Imperativus.
    „Ich bin das Ich, der ächten Weisheit Sohn,
    Ein Vocativ der Pflicht, des Rechts Nominativus.
    5 Wer von der Würde wich, erzittre meinem Thron;
    Ich bin der kleinsten Schuld Fiscal-Accusativus,
    Und hinter mir dort steht zu...

  • [251]

    Zum neuen Jahre nach alter Weise.

    Liebes Neujahr, weißt du was?
    Komm und kränze Geist und Glas.
    Ist drinn Wein, soll’s lieb uns sein,
    Ist drinn Wasser, mach’s zu Wein.

    5 Solche...

  • Ich will nicht immer küssen;
    ich will nur fühlen, du bist mein!
    Und wenn du noch viel nackter wärst,
    ich würde lieber zu Stein,
    als heut dich küssen.

    Gieb mir die stillste Stille,
    die du geben kannst.
    Dann will ich wie der Mondschein dort,
    der auf den Blättern tanzt,
    bei dir...

  •  
    O liebliche Wangen/
    Ihr macht mir Verlangen/
    diß rohte/ diß weisse
    zu schauen mit fleisse.

    Und diß nur alleine
    ists nicht/ das ich meyne;
    Zu schauen/ zu grüssen/
    zu rühren/ zu küssen.
    Ihr macht mir Verlangen/
    O...

  • Nach Shelley

    Erwach ich aus dem traum von dir
    Im ersten süssen schlaf der nacht
    So scheinen mir die sterne hell
    Und winde wehen sacht.
    Erwach ich aus dem traum von dir
    So bin ich - Süsse! wie nur...

  • O du mein Liebstes auf der Welt,
    mög Gott sich mild uns zeigen!
    Gehetzt von Haß, von Schmach umstellt,
    so wurden wir uns eigen.

    Wie war die Nacht so weh und arm,
    als wir uns Liebe klagten!
    Der Herr sich unser doch erbarm
    und aller so Verjagten!...

  • Ich spiel' die alten Lieder
    Aus sehnsuchtsheißem Drang -
    Da hör' ich plötzlich wieder
    Der Violine Klang,

    Als ob dein Haupt sich neige
    Wie einst im Jugendland -
    Und über deine Geige
    Streicht eine Geisterhand.

    Ich will dich sehn und lauschen -
    Schrill...

  • Weil du nicht zu mir kommst,
    ist meine Freud umsonst
    und auch mein Kränzelein
    von rotem Klee.
    Weil ich so lieb dich hab,
    bringst du mich noch ins Grab,
    unter den Leichenstein,
    - so tust mir weh!

    Wenn ich gestorben bin,
    kommt's dir wohl erst zu Sinn,
    daß...

  • Wer innig liebt und weise,
    Der hält die Lieb' geheim,
    Sie bleibt in reinem Kreise
    Und süß wie Honigseim.

    Doch ob sie schön verhüllt ist,
    Es drängt dich zum Gestehn;
    Denn wo das Herz erfüllt ist,
    Der Mund will übergeh.

    Es drängt dich - und du zauderst!
    Du...