• Fortgegangen bist Du
    Ohne Abschiedsgruß.
    Ahntest nicht, wie Deiner
    Stets ich denken muß.

    Daß mein Herz vor Sehnsucht
    Nach der Fernen schwillt,
    Daß vor meiner Seele
    Allstund steht Dein Bild.

    Und in stillen Nächten
    Hielt, wie oft! mich wach
    Jenes Wort von Liebe...

  • Wohl tut es weh, ein Kind gestorben wissen,
    Doch größer Leiden ist, es sterben sehn;
    Ernsthaft doch still, das Herz von Gram zerrissen,
    An seinem Krankenbettchen tröstend stehn.

    Und lächeln müssen, bis das Sein geschwunden,
    Und Todesfrieden sein Gesicht verklärt -
    Begreifst Du, was ich kummervoll empfunden,...

  • Nach rechtem Glück? Ich hab es nie genossen.
    Die Türe selbst, durch die ein Lichtstrahl brach
    In meines Lebens Nacht, ward jäh geschlossen.

    Den jungen Stolz, den sie mir einst verargt,
    Ich sah ihn wund zum Tode auf der Bahre,
    Mit eignen Händen hab' ich eingesargt
    Die dreisten Träume meiner Kinderjahre.

    ...
  • Und als ich müde ward: Durch stäte Not,
    Durch fruchtlos Kämpfen müd' und fast verbittert,
    Erschienst mir Du, Du spätes Morgenrot,
    Das tauend ein vergletschert Herz umwittert;
    Und meiner Tage bester ging mir auf,
    Da sprach ich Dinge, die ich sonst wohl hehle,
    Und legte meiner Sorgen wüsten Hauf
    Othello...

  • Aus des Glückes
    Prunkvoll reichem,
    Rings mit tausend
    Bildern geschmücktem
    Taumelpokale
    Tat ich den ersten
    Lechzenden Zug.
    Und zum ersten Male
    Ist nun ein lieber
    Traum meines einsamen
    Lagers Geselle.
    Du gabst mir ihn.
    O laß ihn mir weilen!...

  • Ruf

    Immer stiller stehn die Bäume,
    nicht ein Blatt mehr scheint zu leben,
    und ich fühle Wüstenträume
    durch den bangen Mittag beben,

    bis ins bange Blut mir zittern,
    bis ins Herz, wie Feuerpfeile.
    O, ich lechze nach Gewittern!
    Komm, Geliebte! eile! eile!

    aus: Richard Dehmel Gesammelte...

  • Kann ich dein Herz beglücken?
    liebreiche Seele, nein.
    Ich kann dich an mein Herz drücken,
    fühlen mußt du's allein.

    Noch im glückhellsten Gesange
    schwebt ein dunkler Klang;
    lausch ihm nicht zu lange,
    sonst wird dir bang.

    Ob ich dir tausendmal sage:
    ich liebe dich -...

  • Mädel, laß das Stricken, geh,
    tu den Strumpf bei Seite heute;
    das ist was für alte Leute,
    für die jungen blüht der Klee!
    Laß, mein Kind,
    komm, mein Schätzchen;
    siehst du nicht, der Abendwind
    schäkert mit den Weidenkätzchen! -

    Mädel liebes, sieh doch nicht
    immer so bei Seite...

  • Meine Hoffnung du, nun hilf mir hoffen!
    Schleicht der Winter schon in unser Leben,
    das noch kaum ein Frühlingsstrahl getroffen?
    Sahn wir darum einen Himmel offen,
    nur um Grabesziele anzustreben?

    Hilf mir glauben! Nimm mir nicht den Segen,
    daß ich Ein Herz durch mich glücklich wisse!
    O, es geht sich...

  • Nie mehr bin ich allein,
    gleich bebt in mir deine Stimme:
    Du, wie ist dir ums Herz?
    Du, wie ist dir ums Herz?

    Wie dem Schwanenpaar damals,
    das wir beim Nestbau belauschten,
    Beide wie Ein Herz bewegt,
    Beide wie ein Herz bewegt.

    Oh, jetzt bin ich allein,
    jetzt bebt in mir deine...