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    Wie? flieht mein engel denn vor ihrem Saladin?
    Und will fort keinen gruß aus seinem munde hören?
    Noch seine demuth mehr durch einen blick verehren /
    Was muß die uhrsach seyn? war ich vielleicht zu kühn /
    Als sich mein auge ließ zu deinen sternen ziehn?
    Wie /...

  • Als ich nechst deine pracht / mein engel / wohl erwog /
    Und mir den fürhang recht von beyden augen zog /
    Da fand ich daß mit dir auff erden nichts zu gleichen;
    Denn / wer vollkommen ist / vor dem muß alles weichen.
    Hierauff sah ich den glanz des hohen himmels an /
    Und sprach: Hier ist / womit man dich vergleichen kan /...

  • Was seh ich? ist es wahr? darff ich den sinnen trauen?
    Wie? oder seh ichs nicht / was doch die augen schauen?
    Ach! ja / sie ist es selbst / ihr gang / statur und kleid /
    Trifft mit Lisettens ein / hier ist kein unterscheid.
    So bin ich ausgethan? So hat man mich vergessen?
    Was Saladin an dir am ersten hat besessen?
    O...

  • Wie lange muß dein knecht doch etwas von dir bitten /
    Worinnen man dich nicht genung bewundern kan;
    Ein stümper darff sich nur vor frembden ohren hütten;
    Du aber greiffst den ruhm der besten meister an /
    Und kanst dich über sie mit gutem rechte setzen /
    Doch deine demuth schlägt dergleichen lobspruch aus /
    Und...

  • Geh hin beglücktes blat / geh küsse diese hände /
    Die mich mein unfall itzt nicht selber küssen läst /
    Geh / sprich / daß Saladin dich an Lisetten sende /
    Der treue Saladin / der seinen lebens-rest
    In einer frembden lufft mit seuffzen soll beschlüssen /
    Weil ihn dein lebens-licht nicht mehr bestrahlen kan;
    Und wo...

  • Hilff himmel! welch ein bild! soll das Lisette seyn?
    Ist das ihr netter leib / ihr zartes angesichte?
    Wie? oder äffet mich vielleicht der augenschein /
    Indem ich nur auff sie stets die gedancken richte;
    Ach nein! du bist es nur; ich kenne deinen strahl /
    Ob du mir von gestalt gleich fast unkenntlich worden /
    Dem...

  •  Ich sah dich gern im Sonnenschein,
    Wenn laut die Vöglein sangen,
    Wenn durch die Wangen und Lippen dein
    Rosig die Strahlen drangen.

    Ich sah dich auch gern im Mondenlicht
    Beim Dufte der Jasminen,
    Wenn mir dein freundlich Angesicht
    So silberbleich erschienen.

    Doch, Mädchen,...

  • Sie hat nichts und du desgleichen;
    Dennoch wollt ihr, wie ich sehe,
    Zu dem Bund der heil'gen Ehe
    Euch bereits die Hände reichen.

    Kinder, seid ihr denn bei Sinnen?
    Überlegt euch das Kapitel!
    Ohne die gehör'gen Mittel
    Soll man keinen Krieg beginnen....

  • Er war ein grundgescheiter Mann,
    Sehr weise und hocherfahren;
    Er trug ein graumeliertes Haar,
    Dieweil er schon ziemlich bei Jahren.

    Er war ein abgesagter Feind
    Des Lachens und des Scherzens
    Und war doch der größte Narr am Hof
    Der Königin seines Herzens....

  • Es hatt' ein Müller eine Mühl
    An einem Wasser kühle;
    Da kamen hübscher Mädchen viel
    Zu mahlen in der Mühle.

    Ein armes Mädel war darunt,
    Zählt sechzehn Jahre eben;
    Allwo es ging, allwo es stund,
    Der Müller stund daneben.

    Er schenkt ein Ringlein ihr von Gold,...