• Das Blümlein Wunderschön.
    Lied des gefangenen Grafen.
    Graf.
         Ich kenn ein Blümlein Wunderschön
    Und trage darnach Verlangen,
    Ich möcht es gerne zu suchen gehn,
    Allein ich bin gefangen,
    5 Die Schmerzen sind mir nicht gering,
    Denn als ich in der Freyheit ging,
    Da hatt’ ich es in der Nähe.

         Von diesem ringsumsteilen...

  •           Das Flüchtigste.

         Tadle nicht der Nachtigallen
    Bald verhallend süßes Lied;
    Sieh wie unter allen, allen
    Lebensfreuden, die gefallen,
    5 Stets zuerst die Schönste flieht.

         Siehe wie im Tanz der Horen
    Lenz und Morgen schnell entweicht;
    Wie die Rose, mit Auroren
    Zart im Silberthau gebohren,
    10 Auch Auroren...

  •      Edel sey der Mensch,
    Hülfreich und gut!
    Denn das allein
    Unterscheidet ihn,
    5 Von allen Wesen,
    Die wir kennen.

         Heil den unbekannten
    Höhern Wesen,
    Die wir ahnden!
    10 Sein Beyspiel lehr’ uns
    Jene glauben.

         Denn unfühlend
    Ist die Natur:
    Es leuchtet die Sonne
    15 Über Bös’ und Gute,...

  • [65] Das Gelübde.

    Unter dicht bewachsnen Linden
    Fand mich Damon ganz allein,
    Und er glaubt aus tausend Gründen,
    Meiner Liebe werth zu seyn:
    5 Doch ich sprach, nein, dich zu lieben,
    ...

  • Das Gesetz der Welten im Menschen.

    Schönes Sternengefild, ihr weiten unendlichen Auen,
         Aus mir selber entzückt, hang ich mit Blicken an euch,
    Schaue die goldene Heerde der himmlischen Schaafe da weiden,
         Suche den Hirten in ihr, der mit dem Stabe sie führt.
    5 »Suchst du den Hirten der Heerde, die droben sich badet im Äther?
         Suchst das...

  •   
     Das Glück.

         Nicht knie ich vor der blinden Göttinn Wagen,
    Die Kronen-streuend dort mit schwarzen Rossen fährt;
    Auch Jene, die ein Rad und leichte Flügel tragen,
    Ist des zutrauenden Gebets nicht werth.

    5      Mein Glück sei Sie, die mit der Weisheit thronet,
    Das Ruder thätiger Vernunft in ihrer Hand;
    Sie, die dem stillen Fleiß,...

  • [139] Das Glück der Liebe.

    Du kleine Heerde! welche Freude
    Bringt dir des Frühlings junge Zier!
    Auf einer blumenvollen Weide
    Scherzt Lieb und Unschuld frey in dir.

    5 Du buhlest nicht um Geld und...

  • Das Grab.

          Lüfte wehen, Wolken fliehen
    An dem Himmel über mir ,
    Grauenvolle Nebel ziehen
    Schauerlich im Thale hier,
    5 Leicht verhüllte Sterne blinken
    Aus der dunkeln Höh herab,
    Und verwelkte Blätter sinken
    Von der Linde auf das Grab.

          Hüllet meine müden Glieder
    10 In den weißen Schleier ein;
    Senkt die...

  • Das Heilige und Heiligste.
    Was ist heilig? das ists, was viele Seelen zusammen
         Bindet, bänd es auch nur leicht, wie die Binse den Kranz.
    Was ist das Heiligste? das, was heut und ewig die Geister
         Tiefer und tiefer gefühlt, immer nur einiger macht.

  • [50] Das Kammermädchen.

    O was für Augen! welch ein Mund!
    Die Brust, wie weis, wie voll, wie rund!
    Wie schalkhaft der verstohlne Blick!
    Der schlanke Leib, welch Meisterstück!

    5 Wahrhaftig! ja, sie...