• [30] Die Theilung der Erde.

    Nehmt hin die Welt! rief Zeus von seinen Höhen
    Den Menschen zu, nehmt, sie soll euer seyn.
    Euch schenk ich sie zum Erb’ und ew’gen Lehen,
    Doch theilt euch brüderlich darein...

  • Die Kugel mitten in der Brust, die Stirne breit gespalten,
    So habt ihr uns auf blut’gem Brett hoch in die Luft gehalten!
    Hoch in die Luft mit wildem Schrei, daß unsre Schmerzgeberde
    Dem, der zu tödten uns befahl, ein Fluch auf ewig werde!
    5 Daß er sie sehe Tag und Nacht, im Wachen und im Traume –
    Im Oeffnen seines Bibelbuchs wie im Champagnerschaume!
    ...

  • Die töne erfassen mich oft wie ein meer ·
         Zu meinem bleichen sterne
    Ob im äther weit ob im nebel schwer
         Steur ich ins ferne.

    5 Die brust hervorgekehrt und die lunge
         Wie ein segel gefüllt
    Ersteig ich die wellenberge im sprunge
         Die mir das dunkel verhüllt.

    Alle regungen kommen mich an
    10      Eines schiffs in...

  • [178]
    Die Vergänglichkeit.

    (Gespräch auf der Straße nach Basel zwischen Steinen und Brombach, in der Nacht.)

    ————

    Der Bub seit zum Aetti:

         Fast allmol, Aetti, wenn mer's Röttler Schloß...

  • Was macht nur Gott mit diesem sturm von flüchen
    Der stets zu seinen lieben engeln gellt?
    Wie ein tyrann mit fleisch und wein geschwellt
    Entschläft er sanft bei unsren lästersprüchen.

    5 Das schluchzen aus der richt- und marterstatt
    Gewiss wie ein berauschend opfer lodert ·
    Trotz all dem blut das ihre wollust fodert
    Sind es die himmel immer noch...

  • Felsentochter, die du mit holdem Kosen
    Durch die Wiesen dich schlängelst, und der Ufer
    Mannigfaches Gebild so hell zurückstrahlst,
                        Liebliche Quelle!

    5      Wenn ich sehnend zu dir herab mich neige,
    Strahlt mir deutlich mein Bild aus dir entgegen,
    Doch kaum weich’ ich, so ist das hell gestrahlte
                        Wieder...

  • Die verse widm ich dir wenn meinen namen
    Der zufall in die spätern zeiten bringt
    Und menschen abends dann zu sinnen zwingt
    Wie segel die vom sturm getrieben kamen:

    5 Dass dein gedächtnis dann – verwehte klänge! –
    Den leser quäle wie ein trommellied
    Und durch ein brüderlich und mystisch glied
    An meinen stolzen reimen dauernd hänge.

    ...

  • Die Verwandlung.

    Seitdem der Mann des Mannes Werth entweihet,
    Betrug und Schmeicheley nicht scheuet,
    Vor jedem Mädchen niederkniet,
    Das schlau, ihn nachzuziehen, flieht,
    5 Und das in jeder Buhlerkunst geübet,
    Den Mann nicht, nur sich selbst und ihre Freyheit liebet;
    Seitdem er es die zweyte Venus nennt,
    Die vierte Grazie, die zehnte...

  • [109] Die Wachtel.

    Der Mond vergoldet schon die Ähren,
    Die Wachtel schlägt im hohen Korn,
    Ein Lockruf tönt, ein hold Gewähren
    Wie aus „des Knaben Wunderhorn.“

    5 Und unterm Landvolk hör ich’s sagen:...

  •      Am Fenster stand die Mutter,
    Im Bette lag der Sohn.
    „Willst du nicht aufstehn, Wilhelm,
    Zu schau’n die Prozession?“ –

    5      „Ich bin so krank, o Mutter,
    Daß ich nicht hör’ und seh’;
    Ich denk’ an das todte Gretchen,
    Da thut das Herz mir weh.“ –

         „Steh’ auf, wir wollen nach Kevlaar,
    10 Nimm Buch und Rosenkranz;
    Die...