• An die Gräfinn Neale, Oberhofmeisterinn der Prinzessinn Ferdinand von Preussen, bey Gelegenheit eines übersandten Schauspiels.

    Die Tugend, die man auf der Bühne
    Durch Kunst oft nachmacht, selten fühlt,
    Wo manche reizungsvolle Phryne
    Des Engels Unschuld täuschend spielt,
    5 Ist auch im Leben oft ein blendend Schauspiel nur:
    Nimmt man die Larve weg, so...

  • [155]
     An die Jungen.

    Laß dich nicht kirren, laß dich nicht wirren
    Durch goldne Aepfel in deinem Lauf!
    Die Schwerter klirren, die Pfeile schwirren,
    Doch halten sie nicht den Helden auf.

    5 Ein kühnes...

  • Wenn mit bescheid’nem Schritt, den Blick gesenkt,
    Die Wangen überglüht von höherm Roth,
    Im ländlich bunten Schmuck, den Kranz im Haar,
    Die Hirtin an der Hand des Bräutigams,
    5 Durchs Dörflein zieht, der kleinen Kirche zu,
    Die in der hohen Linden grüner Nacht,
    Umringt von Gräbern, still geheimnißvoll
    Das Paar empfangen soll zum ernsten Spruch,...

  • Nicht ins Gewühl der rauschenden Redouten,
         Wo Stuzerwiz sich wunderherrlich spreißt,
    Und leichter als das Nez der fliegenden Bajouten,
         Die Tugend junger Schönen reißt; –

    5 Nicht vor die schmeichlerische Toilette,
         Wovor die Eitelkeit, als ihrem Gözen, kniet,
    Und oft in wärmere Gebete,
         Als zu dem Himmel selbst entglüht;

    ...
  • An die Rheingräfinn Fanny von G***, Gräfinn zu S**.

    Nur im Schleier der Verborgenheit
    Will uns Hulda, süße Lieder singen;
    Und auch meine Offenherzigkeit
    Zu dem Stummseyn eines Fisches zwingen?
    5 Diese reizende Bescheidenheit,
    Glaub’ es mir, geht wahrlich hier zu weit.

    Mir entzückte eine unbekannte
    Sanfte Schöne, die sich Hulda nannte,...

  • An die Schriftstellerinnen. Nach le Brun.

    Siehe, Göttinger Musenallmanach 1797. S. 131.

    Die ihr, zur Liebe nur geboren,
    Die süße Kunst, zu reizen wißt,
    Euch zürnet Amor, wenn verloren
    Durch Reimerey die Nacht euch ist;
    5 Wie? Mit dem Gott so schön verbunden,
    Entflöht ihr treulos Cypris Hain?
    Und wolltet eurer Nächte Stunden
    Nur...

  • Preis dir, die du dorten heraufstrahlst, Tochter des Himmels!
         Preis dem lieblichen Glanz
    Deines Lächelns, der alles begrüsset und alles erfreuet!
         Trüb in Schauern und Nacht
    5 Stand begraben die prächtige Schöpfung: todt war die Schönheit
         Lang dem lechzenden Blik:
    Aber liebevoll stiegst du früh aus dem rosigen Schoose
         Deiner...

  • [3]
     An die Tulpe.

     1812.

    Andre mögen Andre loben,
    Mir behagt dein reich Gewand;
    Durch sein eigen Lied erhoben
    Pflückt dich eines Dichters Hand.
    5 In des Regenbogens sieben
    Farben...

  •      Ich denke noch der Zaubervollen,
    Wie sie zuerst mein Auge sah!
    Wie ihre Töne lieblich klangen,
    Und heimlich süß in’s Herze drangen,
    5 Entrollten Thränen meinen Wangen, –
    Ich wußte nicht wie mir geschah.

         Ein Traum war über mich gekommen:
    Als sey ich noch ein frommes Kind,
    Und säße still, beim Lämpchenscheine,
    10 In...

  • An eine junge Mahlerinn.

    Geliebte! für die Kunst des Raphael geboren,
    Wirst du nicht Bildnerinn von Thieren, Holz und Stein;
    Nein, Wesen mahlest du, die Gott sich auserkohren
    Dem Unerschaffenen am ähnlichsten zu seyn.
    5 Du sprichst ein schöpferisches: Werde!
    Und zauberst durch des Pinsels Allgewalt
    Die seelenvolleste Gestalt
    Aus...