Wenn mit bescheid’nem Schritt, den Blick gesenkt,
Die Wangen überglüht von höherm Roth,
Im ländlich bunten Schmuck, den Kranz im Haar,
Die Hirtin an der Hand des Bräutigams,
Durchs Dörflein zieht, der kleinen Kirche zu,
Die in der hohen Linden grüner Nacht,
Umringt von Gräbern, still geheimnißvoll
Das Paar empfangen soll zum ernsten Spruch,
Dann regt sich froh im Dörflein Alt und Jung.
Im besten Schmuck, geziert das Haar, den Hut
Mit frischen Blumen und mit grünem Laub,
Ziehn früh die Mädchen und die Jünglinge
Entlang dem klaren Bach zum Kirchhof hin,
Des Paars zu harren und an ihm den Blick
Am heitern und verhängnißvollen Tag
Mit Lust, vermischt mit Angst, zu sättigen.
Aus halbverfallner Hütt’ und schmuckem Haus,
Aus Fenster oder Thür, streckt auch der Greis
Und streckt die Greisin das gebeugte Haupt,
Zurückversetzt in ihre schön’re Zeit,
Und neu sie lebend in Erinnerung;
Und, ihres Spiels vergessend, lauschen still
Die Kinder durch der Hecken grünes Laub.
So folgt theilnehmend, liebevoll und froh
Dem ernsten Gang des Paares Blick und Herz.
Doch wenn es dann, verknüpft durch heil’ges Wort
Zum ew’gen Liebesbund, vom Gotteshaus
Mit sichrern, festern Schritten wiederkehrt,
Dann eilt mit liebender Zudringlichkeit
Herbei der Freunde, der Verwandten Schaar,
Und selbst der Fremde naht sich, wie er kann.
Da strömen Seegenswünsche voll und warm
Aus jeder Brust – die Augen, thränenvoll
Doch froh, verkünden Hoffnung, Lieb’ und Lust.
Die Schwelle, die das Paar betreten soll,
Mit bunten Blumen ist sie überstreut,
Die Thür bekränzt mit frischen jungen May’n.
Im Geben selig, bringt die Liebe froh
Den Liebenden der Gaben manche dar,
Und selbst die Armuth trägt ihr Scherflein bei.
Wenn so im kleinen stillverborgnen Dorf
Am Tag, der über einer Hütte Loos
Entscheiden soll, sich laut der Jubel regt,
Wie, wenn von einem glanzumstrahlten Thron
Zum andern hin der Liebe Zauber wirkt?
Wenn, nicht zwei Opfer, die der Staaten Wohl
Und Königspflicht, ach! oft zu schwer, erheischt,
Nein, zwei Beglückte, gegenseits erwählt
Vom schönsten Trieb in edler Menschenbrust,
Ein theures Fürstenpaar, von Thron zu Thron
Sich nahn, die hohe Feier zu begehn?
Wenn zweier hochverehrten Häupter Glück
Uns Bürgschaft wird für zweier Völker Wohl?
Wenn in der Herzen seegenvollem Bund
Eintracht und Lieb’ auch für die Völker blühn?
Wenn, wie die Flamm’ auf hohem Bergeshaupt
Ihr Licht in alle Thäler rings verstrahlt,
Die Tugend, Lieb’ und Eintracht auf dem Thron
Erglänzen wird zum Vorbild allem Volk,
Das gern dem Beispiel seiner Fürsten folgt?
Dann tönt der Jubel laut von Stadt zu Stadt,
Von Strom zu Strom, von Berg zu Berge fort!
In Millionen Brüsten schlägt ein Herz!
Im Geben selig, giebt die Liebe froh,
Giebt, was sie kann – sich selbst und ihre Lust.
Sieh, hohe Fürstin, was in unsrer Stadt
Heut mächtig in der Bürger Busen wallt,
Heut leuchtend in der Bürger Blicken glänzt,
Heut freudig über Plätz’ und Straßen wogt,
Heut laut im trunknen Jubelrufe schallt!
Die Stadt – die hochbeglückte Schwell’ ist sie,
Die Dich, Erhabne, führt ins künft’ge Haus,
Ins Haus, erbaut durch Treu’ und Kraft und Muth,
Vom fernen Niemen bis zum grünen Rhein,
Vom Ostmeer bis zu Schlesiens Riesenhöh’n;
Ins Haus, wo Muth und Kraft und Treue wohnt
Und Liebe für den Vater, der’s beherrscht,
Und für den Sohn, der’s einst beherrschen soll –
O Glückliche, Beglückende, die Er
Sich auserwählt, die Ihn sich auserwählt,
Nachfolgerin der Unvergeßlichen,
Die einstens diesen Thron mit zarter Hand
Geschmückt hat mit der Myrte schönstem Kranz,
Die, selbst mit einem Sternenkranz geschmückt,
Jetzt niederlächelt auf dies frohe Land –
O Glückliche, Beglückende, bring’ Ihm
Das schönste Menschenloos! – empfang’ es selbst
Aus unsers Volkgeliebten treuer Hand!