[108] Und dennoch!
Und bist vom auserwählten Stamm
und liebst dein Volk und uralt Blut,
und fast wie Haß ist deine Glut
für deinen schwer gequälten Stamm;
5 und träumst von euerm Sinai
und der nur Euren...
[108] Und dennoch!
Und bist vom auserwählten Stamm
und liebst dein Volk und uralt Blut,
und fast wie Haß ist deine Glut
für deinen schwer gequälten Stamm;
5 und träumst von euerm Sinai
und der nur Euren...
[136] Und ich bin nichts als ein gefesselt Weib!
Schillers „Jungfrau von Orleans.“
(März 1848.)
Es lag ein dumpfer Fluch ob allen Landen,
Ein dumpfer Fluch auf jeder Menschenbrust...
Und wüßten’s die Blumen, die kleinen,
Wie tief verwundet mein Herz,
Sie würden mit mir weinen,
Zu heilen meinen Schmerz.
5 Und wüßten’s die Nachtigallen,
Wie ich so traurig und krank,
Sie ließen fröhlich erschallen
Erquickenden Gesang.
Und wüßten sie mein Wehe,
10 Die goldnen Sternelein,
Sie kämen aus ihrer...
[10] Ungeduld.
Ich schnitt' es gern in alle Rinden ein,
Ich grüb' es gern in jeden Kieselstein,
Ich möcht' es sä'n auf jedes frische Beet
Mit Kressensamen, der es schnell verräth,
5 Auf jeden...
[38] UNSER ABENDGANG
Gedenkst du noch, wie guter Dinge
wir wallten durch das Nusler Tal;
zwei kleine, blaue Schmetterlinge
verflatterten im Abendstrahl.
5 Am Häuschen lehnte die Melone
dort – wie auf einem...
[88] Unser Friede.
Ein Sommertag, wo man zu tiefer
Siesta sich verpflichtet hält,
Wo Mücken nur und Ungeziefer
So recht lebendig in der Welt,
5 Wo giftger Pesthauch auf zum Himmel
Aus...
[30] Unsere Todten.
Zur stillen Stadt der Todten ziehn mit Kränzen wir und Blumenzweigen
Und an den grünen Hügeln knien wir feuchten Aug’s in ernstem Schweigen.
Man schiebt den Epheu schonend fort, der über Stein und...
[3] Unsere Zeit.
Wohl ist es eine Zeit von Eisen,
In der zu wirken uns bestimmt,
Die rauh den Dichtern und den Weisen
Die Sammlung und die Stille nimmt,
5 Die vorwärts drängt auf Sturmesflügeln
Mit...
Um solche lasten zu heben
Braucht es des Sisyphus mut ·
Und wär unser wille auch gut:
Lang ist die kunst · kurz das leben.
5 Fern von ruhmreichen malen
Nach einsamem totenwall
Zieht meine seele in qualen
Zu trauernder trommel schall ...
Mancher edelstein ruht
10 Verscharrt in der finsternis hut
Und weit von stichel und...
Die schöne Sonne
Ist ruhig hinabgestiegen in’s Meer;
Die wogenden Wasser sind schon gefärbt
Von der dunkeln Nacht,
5 Nur noch die Abendröthe
Ueberstreut sie mit goldnen Lichtern,
Und die rauschende Fluthgewalt
Drängt an’s Ufer die weißen Wellen,
Die lustig und hastig hüpfen,
10 Wie wollige Lämmerheerden,
Die Abends der...