• Wo aus dem Strom des grossen Meers der Zeiten,
    Dem Schöpfenden sein kleines Bächlein quillt,
    Da ward auch Dir für Ewigkeiten
    Das Maas Erschaffener gefüllt.

    Da sahst Du, wie von heitrer Morgensonne,
    Ein allbelebendes Entzücken floss,
    Und fühltest, wie des Lebens Wonne
    Sich in die weiche Seele...

  • Wirf die Feder aus den Händen
    Und das halbbeschriebne Blatt:
    Werde dieser Weihrauchspenden
    Fader Schmeichler einmal satt.
    Sprich, warum in Fesseln drängen,
    Was wie's Licht entfesselt, strömt,
    Sprich, warum in Reime zwängen,
    Was sich jeden Reimes schämt? —

    Stehst du doch so...

  • Da klagt es durch die Nacht herüber,
    Ein weicher, schmelzender Gesang;
    Wohl Jeder spräch: Es ist ein trüber,
    Ich sag': Es ist ein heitrer Klang!

    Es zittert zwar in Moll-Akkorden,
    So bang und klagend, wie es scheint,
    Gleich Thränen, die zum Ton geworden
    Das Auge kühlen, das sie weint;...

  • Das Mägdlein ging zum Brunnen, der Grundherr stand am Zaun,
    So dunkel war sein Auge, sein Lockenhaar so braun.

    Das hatte sie wohl Beides schon manches Mahl geseh'n: -
    Und doch mußt' heute drüber ihr Krug in Trümmer geh'n.

    "Ach!" schreit sie auf, "da liegt er, der liebe schöne Krug,
    Der Krug, den schon...

  • Wir saßen in der Laube
    So selig Hand in Hand;
    Da lag zu unsren Füßen
    Ein Veilchen in dem Sand.

    Wir sah'n es sinnend liegen,
    Da sagtest du zu mir:
    "Komm, laß es uns begraben,
    Das warme Veilchen hier!"

    Und in dem Sande gruben
    Wir ihm ein kleines Grab,...

  • Ein Jüngling sitzt beim Abendschein
    Am Meere sinnend und allein,
    Hin über's Wasser schweift sein Blick,
    Als sucht' er ein entferntes Glück.

    Und was ihn stimmt so weich und bang,
    Es ist der Sehnsucht süßer Drang,
    Und was aus seinem Auge spricht,
    Weiß Jeder, nur er selber nicht.
    ...

  • Zwei feindliche Geschlechter wohnen
    In Spaniens alter Königsstadt,
    Die nichts in ihrem Hasse schonen,
    Des tiefsten Grolles nimmer satt.
    Das Fluchkorn, so die Väter säten
    Im Taumel blinder Eifersucht,
    Gepfleget wird es, statt zertreten,
    Und wuchert auf zur üpp'gen Frucht.

    Doch wie...

  • Du liebes, wohlbekanntes Fenster,
    An dem ich oft mit Sehnsucht hing,
    Als noch das Haus, deß' Aug' du bildest,
    Mein liebstes Kleinod mir umfing!
    Ich steh' dir wieder gegenüber,
    Gedenke manches Traumgesicht's,
    Und sehe deine Scheiben wieder,
    Doch hinter deinen Scheiben nichts.

    Was...

  • So seh'n wir uns nach Jahren wieder,
    Was ging indeß an uns vorbei!
    Als wir das erste Mahl uns fanden,
    Da war noch auf und über Mai.

    Da gab's ein Hangen und ein Bangen,
    Da ward mit Thränen nicht gespart;
    Die Zukunft schwamm, ein goldner Nachen,
    Im klaren See der Gegenwart.
    ...

  • Wer so bei Nacht des Schlummers harrend liegt,
    Wo Bilder und Gedanken bunt sich treiben,
    Nimmt oft sich vor, sich klar bewußt zu bleiben,
    Bis der Moment des Schlafes ihn besiegt.

    Festhalten möcht' er gern den Augenblick,
    Wo Traum und Wachen magisch sich berühren,
    Und einmahl klar den Übergang verspüren...